13 Nov Fusion – ein vielfältiges Werkzeug der Unternehmensstrategie
Eine Fusion ist bei Managern und Investoren ein beliebtes Werkzeug. Sie sollen Unternehmen stärken und gegen Risiken schützen. Entsprechend vielfältig sind die Gründe für den Einsatz der Maßnahme und deren verschiedene Ausprägungen.
Das Werkzeug ist allerdings selbst mit einigen Risiken verbunden. Daher sind ein planvolles Vorgehen, objektive Analysen und eine gute Kommunikation äußerst wichtig. Im Folgenden erfahren Sie, warum Unternehmen fusionieren und welche Möglichkeiten und typischen Fallstricke es dabei gibt.
Zusammenschluss mit Auswirkungen auf den Markt
Eine Fusion ist ein Zusammenschluss von zwei oder mehr Unternehmen. Dabei tritt normalerweise eines davon als Käufer der anderen Beteiligten auf. Der Kauf erfolgt meist durch Übertragung von Anteilen des Käuferunternehmens.
Bleibt die rechtliche Eigenständigkeit der Unternehmen erhalten, spricht man von einer Akquisition. Ist diese Trennung nach dem Kauf nicht mehr gegeben, handelt es sich um einen Merger. Ursprünglich bezog sich der Begriff Fusion nur auf diese rechtliche Zusammenführung. Heute fällt darunter aber auch ein Kauf eines Unternehmens, dessen Eigenständigkeit aus Sicht des Rechts bestehen bleibt.
Eine Fusion kann zu starken Verschiebungen in einem Markt führen – bis hin zum Monopol. Daher sind deren Grundlagen im Kartellrecht, im deutschen Umwandlungsgesetz und in weiteren Vorgaben geregelt. Ab einer bestimmten Größe unterliegen die Zusammenschlüsse der Wettbewerbsaufsicht. Diese übernimmt in Deutschland das Bundeskartellamt und auf EU-Ebene die Generaldirektion Wettbewerb.
Vielfältige Gründe für das Vorhaben
Unternehmen fusionieren miteinander aus vielen verschiedenen Gründen. Meist stehen strategische Überlegungen im Vordergrund. Beispielsweise lassen sich auf diese Weise neue Länder oder Kundengruppen für den Verkauf erschließen. Ebenso ist der Zugang zu Schlüsseltechnologien, Patenten und Know-how ein häufiges Motiv.
Eng mit diesen strategischen Gründen sind die finanziellen Aspekte verbunden. Die Nutzung gemeinsamer Ressourcen, etwa im Bereich der Produktion oder in der Verwaltung, führt oft zu erheblichen Einsparungen. Weiterhin können sich ein verbesserter Zugang zum Kapitalmarkt oder steuerliche Vorteile ergeben.
Schließlich wollen manche Unternehmen durch eine Übernahme auch Risiken reduzieren oder diese besser verteilen. Das reicht von Risiken in der Beschaffung über den IT-Bereich bis hin zu regulatorischen Themen. Auch dem Risiko, aufgrund einer geringen Größe vom Markt verdrängt zu werden, lässt sich manchmal mit einer Fusion entgegenwirken.
Verschiedene Formen der Fusion
Genauso vielfältig wie die Gründe für eine Fusion sind deren verschiedene Ausprägungen. Die Zusammenschlüsse können auf nationaler oder auf internationaler Ebene stattfinden, innerhalb einer Branche oder über Branchen hinweg. Dabei geht ein Unternehmen im anderen auf (Fusion durch Aufnahme) oder beide bilden zusammen ein neues Unternehmen (Fusion durch Neugründung).
Fusionen innerhalb einer Branche erfolgen entweder horizontal oder vertikal. Während sich die Unternehmen bei der horizontalen Variante auf der gleichen Wertschöpfungsstufe befinden, verbindet die vertikale Form verschiedene Stufen. Schließen sich Unternehmen mit einer ähnlichen Größe zusammen, handelt es sich um einen Merger of Equals. Im Gegensatz dazu ist bei einem Merger of Unequals einer der Beteiligten deutlich kleiner.
Darüber hinaus gibt es Fusionen auch innerhalb bestehender Konzerne. Dabei geht entweder die Tochtergesellschaft auf die Mutter über oder die Muttergesellschaft auf die Tochter. Außerdem können sich auch Schwestergesellschaften zusammenschließen.
Der typische Ablauf einer Fusion
Von der Idee für eine Fusion bis zu deren Abschluss vergehen oft mehrere Jahre. Meist durchlaufen die Unternehmen dabei typische Phasen. Das beginnt zunächst mit der Suche und Bewertung geeigneter Kandidaten für den Zusammenschluss.
Nachdem ein Wunschkandidat gefunden ist, erfolgt dessen detaillierte Prüfung. Die entsprechende Phase heißt Due Diligence. Fallen die Ergebnisse dieser Prüfphase positiv aus, können die konkreten Vertragsverhandlungen beginnen.
Nach der Unterzeichnung des Vertrages startet die sogenannte Post Merger Integration. Das ist die Zusammenführung der beiden Unternehmen in der Praxis. Sie umfasst sowohl die Organisation mit ihren Strukturen und Abläufen als auch die Unternehmenskultur und viele weitere Bereiche.
Herausforderungen und Risiken
Trotz vielversprechender Aussichten erfüllen viele Fusionen in der Praxis die Erwartungen nicht. Das führt oft zu hohen Kosten. Außerdem wirken sich solche Misserfolge fast immer negativ auf das Betriebsklima und die Motivation aus – vom Manager bis zum Sachbearbeiter.
Häufig ist schon die Prognose der erzielbaren Ergebnisse zu optimistisch. Manchmal sind auch wichtige Risiken bei der Bewertung noch nicht erkennbar oder die Beteiligten blenden diese aus. In anderen Fällen zeigt sich erst während der Integration, dass einzelne Unternehmensbereiche nur mit immensem Aufwand vereinbar sind. Das betrifft häufig die Prozesse und die IT-Systeme.
Eine große Herausforderung stellen auch die verschiedenen Unternehmenskulturen dar. Diese sind meist über viele Jahre gewachsen und oft durch länderspezifische Besonderheiten geprägt. Daher lassen sie sich ebenfalls nur mit hohem Aufwand und sehr langsam verändern.
Wertvolles Instrument der Unternehmenssteuerung
Ein strukturiertes und methodisches Vorgehen in allen Phasen kann helfen, diese Risiken zu reduzieren. Dazu zählt zu Beginn vor allem die umfassende und objektive Analyse der Chancen und Risiken der Fusion. Hingegen kommt bei der Post Merger Integration der richtigen Kommunikation und der Neugestaltung der Prozesse eine herausragende Bedeutung zu.
Eine Fusion ist somit immer eine erhebliche Herausforderung für alle Beteiligten. Gleichzeitig bietet sie jedoch oft große Chancen und eröffnet neue Wachstumsmöglichkeiten. Damit ist sie nach wie vor ein wichtiges Instrument in der Steuerung von Unternehmen – heute genauso wie vor einhundert Jahren.
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