Was sind Kartelle?

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Was sind Kartelle?

Der Begriff „Kartelle“ beschreibt die Absprachen von wirtschaftlich selbstständigen Unternehmen, die gemeinsam ein bestimmtes Handeln am Markt vereinbaren. Ziel ist es dabei, sich durch dieses Handeln Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Aufgrund der Tatsache, dass solche Absprachen häufig dem wirtschaftlichen Markt schaden, sind sie in der Regel verboten. Für die Überwachung dieses Verbots ist in Deutschland das Bundeskartellamt und innerhalb der Europäischen Union die Europäische Kommission zuständig.

 

Kartelle in der Geschichte

 

Kartelle sind praktisch so alt wie die marktwirtschaftlichen Verhältnisse selbst. Entsprechend erkannten schon im alten Rom wirtschaftlich agierende Personen und Gruppen, dass sie von gemeinsamen Absprachen profitieren können. Im Mittelalter schlossen sich Handwerker später zu Zünften zusammen, wobei eine Zunft meist auf eine Branche beschränkt war.

 

Zünfte schrieben ihren Mitgliedern konkrete Produktionsmethoden vor, um so die Qualität zu sichern. Im Gegenzug garantierten sie aber auch durch Preisabsprachen und Angebotskontrolle ein bestimmtes sicheres Einkommen. Dies hatte auch zur Folge, das relativ gleiche Preise für die Verbraucher garantiert werden konnten. Allerdings bewegten sich diese auf vergleichsweise hohem Niveau, da es keinen Wettbewerb gab.

 

Mitte des 19. Jahrhunderts erlebten Kartelle schließlich ihre erste große Blütephase. Vor allem in Deutschland und Österreich schlossen viele Unternehmen Vereinbarungen untereinander, wobei diese damals ganz unterschiedliche Arten und Ausmaße annahmen. Auch nach dem 1. Weltkrieg blieb dieses Vorgehen bei Unternehmen weiterhin beliebt.

 

Erst nach dem Ende des 2. Weltkrieges begannen die Länder auf Druck der amerikanischen Regierung, zunehmend gegen Kartelle vorzugehen. Die USA, die eine Liberalisierung der Märkte erreichen wollten, sahen in Kartellen ein großes Hindernis für die weltweite Wirtschaft. In der Folge kam es in vielen Ländern zu generellen Verboten von Kartellen, so auch in Deutschland.

 

Wie funktionieren Kartelle?

 

KartelleWährend ein freier Wettbewerb aus Sicht der Konsumenten der ideale Zustand ist, hat er für Unternehmen einige Nachteile. Durch Konkurrenten müssen die eigenen Produkte nicht nur gewisse Standards erfüllen, sie müssen sich preislich auch mit Mitanbietern messen. Beides kann dafür sorgen, dass die Gewinne eines Unternehmens nicht so groß ausfallen, wie sie könnten.

 

Genau an dieser Stelle kommen Kartelle in Spiel. Durch Absprachen versuchen die Mitglieder den Wettbewerb untereinander entsprechend auszuhebeln, mit beispielsweise dem Ziel, die Gewinne zu maximieren. In der Regel haben die Kartellmitgliederdabei die Absicht, die Vorteile eines Monopols zu erreichen, ohne aber ihre Autonomie aufzugeben.

 

Kartelle entstehen besonders oft in Märkten mit austauschbaren Massenprodukten, die von vergleichsweise wenigen Herstellern angeboten werden können. Die Absprachen untereinander können zudem vielfältig ausfallen. Neben der Festlegung des Preises sind beispielsweise auch die Aufteilung von Kunden oder die Drosselung der Produktion typische Vereinbarungen.

 

Die Stabilität von Kartellen

 

Grundsätzlich handelt es sich bei einem Kartell um den Zusammenschluss von wirtschaftlich selbstständigen Unternehmen. Im Zuge der Vereinbarungen geben sie mitunter zwar einen Teil dieser Selbstständigkeit auf, trotzdem bleibt jedes Unternehmen autonom. Dies wirkt sich wiederum auf die Stabilität eines Kartells aus.

 

Das Problem von Kartellen ist häufig, dass es sich für die Mitglieder lohnen kann, von der gemeinsamen Linie abzuweichen. Ein klassisches Beispiel ist eine gleichzeitige Preiserhöhung aller Kartellmitglieder. In diesem Falle besteht die Chance, dass die Kunden sich alle einem Unternehmen zuwenden, wenn dieses die Anhebung zurücknimmt. Entsprechend sind Kartelle vor allem dann stabil, wenn diese Gefahr sehr niedrig ist oder harte Strafe für Nicht-Kooperation ausgearbeitet wurden.

 

Arten von Kartellen

 

Da Unternehmen auf verschiedene Weisen zusammenarbeiten können, können auch Kartelle ganz unterschiedliche Formen annehmen. Zu den bekanntesten Beispielen gehören folgende Varianten:

 

Preiskartell:

 

Die bekannteste Form des Kartells, bei dem die Mitglieder untereinander die Preise für ihr Angebot abstimmen. Ziel ist es, ein besonders hohes oder ein besonders niedriges Preisniveau zu erreichen. Auf diese Weise sollen Preiskämpfe zwischen den Kartellmitgliedern verhindert werden.

 

Produktionskartell:

 

Bei dieser Kartellform stimmen die Mitglieder Produktion und Absatz miteinander ab. Dadurch versucht man, eine Überproduktion zu verhindern. Erreicht wird das Ziel entweder durch eine konkrete Produktionsvorgabe oder über die Vorgabe einer Produktionsquote.

 

Gebietskartell:

 

Die Mitglieder dieses Kartells teilen den Markt räumlich untereinander auf. In der Folge darf jedes Unternehmen nur den zugeteilten Markt beliefern, der Eintritt auf den Markt eines anderen Kartellmitglieds ist verboten. Innerhalb ihres jeweiligen Gebiets können die Mitglieder aber frei die für sie besten Bedingungen anstreben.

 

Submissionskartelle:

 

Diese Form des Kartells entsteht oft in Branchen, in denen Unternehmen sich bei Ausschreibungen durchsetzen müssen. So vereinbaren die Teilnehmer im Vorfeld, welches Kartellmitglied die Ausschreibung gewinnen wird. Dieses kalkuliert anschließend für sich den idealen Preis, während die anderen Mitglieder des Kartells höher bieten.

 

Kontrolle der Kartelle in der Wirtschaft

 

Aufgrund der Tatsache, dass Kartelle fast immer den Kunden benachteiligen und zudem den freien Wettbewerb behindern, sind sie in fast allen Formen verboten. Vor allem Preisabsprachen werden in Deutschland und der EU seit vielen Jahren streng bestraft. Verantwortlich für die Überwachung ist dabei in Deutschland das Bundeskartellamt. Dieses prüft beispielsweise auch Zusammenschlüsse von Unternehmen, falls die Gefahr bestellt, dass ein Monopol entstehen könnte.

 

Die Tatsache, dass eine monopolartige Stellung entstehen könnte oder dass sich Unternehmen einen großen wirtschaftlichen Vorteil verschaffen, sind die Hauptbewertungmerkmale für ein Kartell. Allerdings sind auch nicht alle Kartelle in Deutschland generell verboten. In bestimmten Fällen ist eine Absprache von Wettbewerbern auf dem Markte durchaus zulässig.

 

Ein gutes Beispiel sind Krisenkartelle. Wird eine Branche von einer harten Krise getroffen, kann das Bundeskartellamt unter Umständen einen zwischenzeitlichen Kartellzusammenschluss erlauben. Gleiches gilt auch für kleine oder mittelständige Unternehmen, die zusammenarbeiten, um gegen einen großen Konkurrenten wettbewerbsfähig zu sein.

 

Eine weitere legale Form der Kartelle sind Absprachen, um einheitliche Normen und Typen festzulegen. Wenn dies in einer transparenten Form erfolgt, gibt es in den meisten Fällen keine Einschränkung durch das Bundeskartellamt. Voraussetzung ist auch hier allerdings wieder, dass sich die Mitglieder keinen großen wirtschaftlichen Vorteil durch die Absprache verschaffen.

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