Wertschöpfung: Das steckt hinter dem Business-Schlagwort

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Wertschöpfung: Das steckt hinter dem Business-Schlagwort

Viele Unternehmer, Berater und Businesspartner sprechen in Berichten und Zieldefinitionen von Wertschöpfung oder einer Wertschöpfungskette. Nicht immer ist auf den ersten Blick klar, welche Prozesse im Unternehmen sie damit meinen. Das Business-Schlagwort der Wertschöpfung ist im Firmenalltag stets präsent. Eine richtige Definition bieten die Experten dafür selten an. Das liegt auch daran, weil es viele verschiedene Definitionen gibt. Das steckt hinter dem Begriff.

Steigen die Umsätze und kann die Firma mehr neue Kunden akquirieren, ist das eine Wertschöpfung. Ein Wert entsteht. Aber wie verhält es sich mit dem finanzrechtlichen Begriff der Wertschöpfung und lässt sich dieser Wert auch in Zahlen messen? Um den Begriff in seiner Gänze zu verstehen, sollten Unternehmer sich zuerst die allgemeine, betriebswirtschaftliche Definition ansehen.

Die Wertschöpfung im unternehmerischen Kontext

Was ist ein Wert? Ein Wert ist zunächst eine Kennziffer. Einen Wert zu schaffen bedeutet daher, Zahlen zu einer bestehende Summe hinzuzufügen. Wird statt der Ziffern eine Verbesserung zu einem Gegenstand hinzuaddiert, ist auch das eine Wertsteigerung. Das kann durch Einnahmen, den Aufbau eines Betriebsvermögens oder die Verbesserung von Eigenschaften eines Produktes geschehen. Sprechen wir von einer betriebswirtschaftlichen Wertschöpfung, meinen Experten damit jedoch einen konkreten Wertzuwachs.

Unternehmen wachsen, indem sie mehr Produkte verkaufen, Dienstleistungen anbieten und dadurch mehr Unternehmensvermögen aufbauen. In der Betriebswirtschaft wird dies in einer Gleichung dargestellt. Der Produktionswert inklusive Subventionen bildet die Grundlage. Davon ab gehen Vorleistungen, Abschreibungen, Produktionskosten und indirekte Steuern. Übrig bleibt die Nettowertschöpfung. Sie bedeutet, dass ein Unternehmen schwarze Zahlen schreibt und positiven Umsatz generiert.

Praktische Anwendung der Wertschöpfung in der Produktion

Generell fassen Unternehmer jedoch auch die Produktion eines bestimmten Artikels als Wertschöpfung zusammen. Schließlich entsteht aus Rohstoffen, Betriebsmitteln und Halbzeug (Vormaterial wie Verpackung) ein neues Produkt. Es entsteht also aus einfacheren Mitteln ein neuer Wert, ein Gegenstand oder eine Dienstleistung, die sich von den Ausgangsstoffen unterscheidet und hochwertiger und komplexer ist. Ein einfaches Beispiel für einen solchen Wert ist ein herkömmliches Brot. Das Brot kann zu zweierlei Produkten werden. Zum einen ist es ein Endprodukt. Der Verbraucher kauft das fertige Brot. Zum anderen kann ein Gastronom oder ein weiteres Produktionsunternehmen das Brot als Rohstoff für Speisen verwenden, beispielsweise ein abgepacktes Sandwich.

Um aus Rohstoffen ein Brot herzustellen, der eigentliche zu schöpfende Wert, braucht es Getreide, Wasser, Hefe, Milch und verschiedene andere Zusatzstoffe. Auch diese Stoffe sind Endprodukte eines Herstellungsprozesses. Der Bauer sät Getreidesaat, pflegt sie mit Wasser, Herbiziden, nutzt dazu große Maschinen, erntet, verfeinert und liefert das Getreide aus. Das ist sein Wert. Dieser Rohstoff wird nun zu Mehl verarbeitet. Das Mehl ist der geschöpfte Wert der Mühle. Nun vermischt die Brotbackanlage Mehl, Wasser, Hefe und so weiter. Sie bäckt den Teig und heraus kommt ein Brot. Frisch in Folie oder Papier verpackt, ist ein Wert entstanden. Beim Verkauf zieht der Unternehmer Produktionskosten, Kosten für Rohstoffe, Steuern und Verpackung ab. Der Erlös daraus bildet einen Nettowert.

Was bedeutet die Wertschöpfung für mein Unternehmen?

Wenn Unternehmen mit erfolgreicher Wertschöpfung prahlen, sollten Sie sich als Partner und Kunde zunächst die Frage stellen, welcher Wert gemeint ist. Jedes Unternehmen schafft Werte. Jede Produktion eines Gegenstandes ist eine Wertschöpfung, solange das Produkt komplexer und damit teurer ist als der Ausgangsgegenstand. Gleichzeitig schafft auch der Verkauf des Produktes einen Wert, nämlich Einnahmen. Es wäre nicht wirtschaftlich, würde ein Unternehmen Werte vernichten, statt sie zu schaffen. Doch die Wertschöpfung an sich ist auch eine Kennzahl für das Erreichen von Unternehmenszielen.

Ein Unternehmen arbeitet mit Plänen für die kommenden Geschäftsjahre. Ein solcher Plan umfasst immer auch das Wachstum der Umsätze und Einnahmen. Der Unterschied zwischen Umsatz und Einnahme ist essentiell, denn auch wenn der Umsatz nach außen hin imposant wirken kann, sind es doch die Nettoeinnahmen, die das Unternehmen letztlich am Leben halten. Eine gesteigerte Wertschöpfung ist ein realistisches und gutes Ziel, das sich mit einem Fünf-Jahres-Plan erreichen lässt. Unternehmer sollten dabei jedoch im Blick behalten, dass es auch immer um die Qualität des Produktes geht.

Nicht um jeden Preis steigern

Die monetäre Wertschöpfung setzt sich daraus zusammen, dass hohe Einnahmen bei niedrigen Ausgaben entstehen. Bis zu einem gewissen Punkt ist das der Kern einer Unternehmung. Immer günstiger zu produzieren, führt jedoch auch dazu, dass zwar der monetäre Wert steigt, der materielle Wert jedoch sinkt. Ein Produkt ist also materiell weniger „wert“, weil das Unternehmen es günstiger produziert. Günstige Rohstoffe, günstige Fertigungsanlagen und günstiger Vertrieb führen zu einem günstigen Produkt, das weniger hochwertig, nachhaltig und langlebig ist.

Es geht also bei der Wertschöpfung am Ende darum, eine Balance zu finden. Die Aussage, das Unternehmen habe seine Wertschöpfung erhöhen können, ist oft nur eine Nebelkerze für die Neuigkeit, dass die Produktionskosten sinken. Wirtschaftlich ist eine höhere Wertschöpfung jedoch immer ein Indikator, dass es dem Unternehmen selbst gut geht. Startups, Gründer und junge Unternehmer sollten sich mit den verschiedenen Definitionen auseinandersetzen, um nicht in die Falle der nur scheinbaren Wertschöpfung günstiger Güter zu tappen.
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