Kapitalmarkt – Organisation, Funktion, Aufgaben

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Kapitalmarkt – Organisation, Funktion, Aufgaben

Den Begriff Kapital kann man unterschiedlich verwenden. Im volkswirtschaftlichen Sinn versteht man darunter etwa alle Produktionsfaktoren, die man bei der Herstellung von Gütern einsetzt. Dagegen versteht man in diesem Artikel unter Kapital nur das Finanz– oder Geldkapital. Dieses wird wie andere Güter auch auf Märkten gehandelt, in dem Fall den Kapitalmärkten. Was den Kapitalmarkt ausmacht, und welche Funktionen und Aufgaben er erfüllt, erfahren Sie im nachstehenden Artikel.

 

Der Kapitalmarkt und seine Einordnung

 

Der Kapitalmarkt ist Teil des Finanzmarktes, zu dem außerdem noch der Geld- und der Kreditmarkt gehören.

 

Am Kreditmarkt verleihen Banken Geld in Form von Darlehen und Krediten. Mit anderen Worten: Hier findet sozusagen das klassische Kredit-Finanzierungsgeschäft der Banken statt.

 

Am Geldmarkt erfolgen kurzfristige Transaktionen. Dabei steht im Fokus, rasch Liquidität zu beschaffen, um kurzfristig Zahlungsverpflichtungen erfüllen zu können, oder vorhandene Überschussliquidität anzulegen.

 

Am Kapitalmarkt beschaffen sich die unterschiedlichsten Marktteilnehmer (z.B. Unternehmen) mittel- und langfristiges Kapital. Dieses wird in den meisten Fällen zur Finanzierung von Investitionen verwendet, also für mittel- bis langfristige Vorhaben. In diesem Punkt, der Fristigkeit von Finanzierungen, unterscheidet sich der Kapitalmarkt wesentlich vom Geldmarkt.

 

Unterschiede zwischen Geld- und Kapitalmarkt

 

Die Fristigkeit der Finanzierungsformen, in der sich Kapital- und Geldmarkt unterscheiden, wird nicht einheitlich definiert. Zwar besteht noch Einigkeit darin, dass am Kapitalmarkt Finanzierungslaufzeiten von mehr als vier Jahren vertreten sind. Aber alles, was unter vier und über ein Jahr läuft, wird in der Literatur entweder dem Geld- oder dem Kapitalmarkt zugeordnet. Hingegen rechnet man Finanzierungsformen mit Laufzeiten unter einem Jahr einhellig dem Geldmarkt zu.

 

Geld- und Kapitalmarkt unterscheiden sich in einem weiteren Aspekt wesentlich voneinander: Am Geldmarkt bewegen sich beinahe ausschließlich Geschäftsbanken, Großunternehmen, Staaten oder sonstige große Gebietskörperschaften wie Großstädte oder Bundesländer. Anders gesagt, erfahrene Marktteilnehmer. Weil die Akteure tendenziell professioneller sind, ist das Ausfallsrisiko niedriger und die Regulierungsdichte geringer als auf dem Kapitalmarkt. Aufgrund des geringeren Risikos und der kürzeren Laufzeiten ist das Zinsniveau am Geldmarkt im Normalfall niedriger.

 

Der Kapitalmarkt ist risikobehafteter als der Geld- und Kreditmarkt. Schließlich werden am Kapitalmarkt hauptsächlich Aktien und Anleihen gehandelt , also mehr oder weniger risikoreiche Wertpapiere.

 

Der Kapitalmarkt und seine Funktion

 

Die Mittelbeschaffung über den Kapitalmarkt kann durch verschiedene Finanzierungskonstruktionen erfolgen. Sie unterscheiden sich in ihrer rechtlichen Ausgestaltung, der Laufzeit und dem Risiko. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um Anleihen und Aktien. Im ersten Fall stellt der Kapitalgeber eine Art Finanzierung zur Verfügung und wird Gläubiger. Im anderen Fall wird der Wertpapierinhaber zum Miteigentümer eines Unternehmens. Dadurch hat er das Recht, am Gewinn zu partizipieren, sowie – je nach konkreter Ausgestaltung – Mitbestimmungsrechte.

 

Marktteilnehmer

 

Als Anbieter treten am Kapitalmarkt jene auf, die ihr Kapital mit der Erwartung zur Verfügung stellen, dafür eine Verzinsung zu erhalten. Das können ganz unterschiedliche Marktteilnehmer sein, wie Banken und Versicherungen, Staaten, große Unternehmen, Privatanleger. Sie werden ihr Kapital nur dann anbieten, wenn sie am Kapitalmarkt höhere Zinsen lukrieren können als bei anderen Anlageformen.

 

Als Nachfrager können am Kapitalmarkt unter anderem private Unternehmen (z.B. als Aktienemittenten) oder die öffentliche Hand (z.B. als Anleihenemittentin) auftreten. Sie werden (bei Gewinnorientierung) nur dann Kapital nachfragen, wenn sie damit eine höhere Rendite erzielen können, als sie Zinsen zahlen müssen.

 

Am Kapitalmarkt bewegen sich schließlich noch die „Intermediäre“, wie z.B. Banken oder Makler. Diese sorgen dafür, dass ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage entsteht. Des Weiteren unterstützten sie Kapitalgeber und Kapitalnehmer bei der Abwicklung von Finanztransaktionen.

 

Der Kapitalmarkt und seine Gliederung

 

Der Kapitalmarkt kann nach den unterschiedlichsten Gesichtspunkten untergliedert werden.

 

Nach dem Organisationsgrad

 

Der organisierte Kapitalmarkt unterliegt teilweise sehr detaillierten gesetzlichen Regeln und einer staatlichen Aufsicht. Dadurch sind sichere, rechtlich durchsetzbare und schnelle Transaktionen möglich. Die in der Praxis wichtigste und bekannteste Form des organisierten Kapitalmarkts stellt der Handel an den Wertpapierbörsen dar.

 

Hingegen umfasst der nicht organisierte Kapitalmarkt Finanzierungsbeziehungen zwischen Marktteilnehmern ohne Einschaltung von Banken oder Börsen. Auf diesen Märkten ist der Regulierungsgrad geringer bis nicht vorhanden und die organisatorische Verfestigung ist weniger stark ausgeprägt.

 

Überdies werden auf solchen Märkten („graue Märkte“) oft risikoreiche Instrumente gehandelt, die keiner staatlichen Aufsicht unterliegen. Dazu gehören Instrumente wie z.B. Schiffsbeteiligungsmodelle oder Termingeschäfte, die einen sehr starken Wettcharakter haben.

 

Diese Instrumente können zum Totalverlust oder gar zu Nachschussverpflichtungen über das eingesetzte Kapital hinaus führen. Obendrein wirkt die wenig vorhandene staatliche Aufsicht leider immer wieder attraktiv auf unseriöse Anbieter.

 

Nach den Hauptsegmenten

 

Üblicherweise wird der Kapitalmarkt in zwei Hauptsegmente gegliedert, den Primär- und den Sekundärmarkt.

 

Auf dem Primärmarkt, auch Emissionsmarkt genannt, findet die erstmalige Ausgabe von Finanzkapital, z.B. von Aktien beim Börsengang eines Unternehmens, statt.

 

Dagegen werden auf dem Sekundärmarkt bereits emittierte Wertpapiere, vor allem Aktien und Anleihen, gehandelt.

 

Der Kapitalmarkt und seine Aufgaben und Funktionen

 

Über den Kapitalmarkt soll ein größtmöglicher Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage nach Finanzierungsinstrumenten geschaffen werden. Diese „Marktausgleichsfunktion“ ist die ureigenste Aufgabe eines jeden Marktes.

 

Dabei sollen möglichst hochwertige und allen Teilnehmern gleichermaßen einfach zur Verfügung stehende Informationen vorhanden sein. Damit wird eine angemessene Preisbildung und eine sichere Transaktionsabwicklung ermöglicht.

 

Die Allokations– oder Lenkungsfunktion betrifft das möglichst optimale Aufeinandertreffen von Kapitalangebot und -nachfrage. Denn es ist effizient, wenn diejenigen Nachfrager Kapital erhalten, die damit den Nutzen maximieren können. Üblicherweise ist dies dadurch sichergestellt, dass derjenige, der mit seinem Investitionsvorhaben die besten Renditen erzielt, die höchsten Kapitalzinsen zahlen wird. Wenn das der Fall ist, ist das vorhandene Kapital auch aus volkswirtschaftlicher Sicht am besten, nämlich möglichst produktiv eingesetzt.

 

Die Bewertungsfunktion meint, dass Kurse, die sich an Märkten wie Börsen bilden, Informationen über den Wert von Unternehmen enthalten. Schließlich bringen sie die Erwartung hinsichtlich der zukünftigen unternehmerischen Erfolge zum Ausdruck.

 

KapitalmarktVon Bedeutung sind schließlich noch die Mengen- und die Fristentransformationsfunktion des Kapitalmarktes:

 

Mengentransformation

 

Gemeint ist, dass in einer Volkswirtschaft akkumulierte Finanzmittel (z.B. Ersparnisse) zu jenen transferiert werden, die durch Investitionen Wertschöpfung erzielen.

 

Fristentransformation

 

Üblicherweise stimmen Fristen, zu denen Kapitalgeber Geld binden, und Zeiträume, innerhalb derer diese von Unternehmen benötigt werden, nicht überein. Ein Aktionär will beispielsweise seine Anlage möglichst kurzfristig bei Bedarf zu Geld machen können. Dagegen hat der Aktienemittent Interesse daran, das Kapital langfristig verwenden zu können. Der Kapitalmarkt kann diese Fristen transformieren und einen Ausgleich schaffen. Dies dadurch, dass er z.B. dem Aktienerwerber den Wiederverkauf am Sekundärmarkt ermöglicht, ohne dass der Emittent lukriertes Kapital zurückzahlen muss.

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