11 Nov Japan: Seine Geschäftskultur und gesellschaftlichen Eigenheiten
Wer schon einmal privat in Japan war, dürfte dort in das ein oder andere Fettnäpfchen getreten sein. Als Urlauber ist das auch nicht weiter dramatisch. Doch in der Geschäftswelt sollte man auf die etwaigen Klippen vorbereitet sein, die es zum umschiffen gilt. In Japan gelten andere Werte, Normen und Regeln als in Deutschland. Sie zu kennen dürfte Ihrem Geschäftsabschluss einigen Aufwind geben.
Modern und doch traditionell
Die Japaner beherrschen es wie kaum eine zweite Nation, zugleich in zwei verschiedenen Welten zu leben – der hochmodernen und technisierten Welt auf der einen und der traditionellen Welt auf der anderen Seite. Hat man diese Tatsache vor Augen, lassen sich schon viele Missverständnisse umgehen.
So ist es in Japan durchaus üblich, dass eine Gesellschaft über unzählige Hierarchiestufen definiert ist. Diese werden aber nicht offen nach außen getragen. Ein reicher und einflussreicher Mensch würde diesen Umstand nicht zu Schau stellen, da solch offene Egozentrik sehr unhöflich in Japan ist. Hier sind es vor allem die Tugenden der Genügsamkeit und der Bescheidenheit, die das Gesellschaftsbild prägen.
Ausgeprägte Loyalität
Die Japaner sind sehr pflichtbewusst. Nahezu all ihre Interaktionen beruhen auf ihren gegenseitigen Pflichtverhältnissen. Wird man bei einem Unternehmen angestellt, so wird man gleichzeitig Teil dieser Unternehmensfamilie. Und dieser hält man die Treue. Diese Loyalität erstreckt sich auch auf die Geschäftspartner und Kunden.
In der japanischen Geschäftskultur legt man großen Wert auf langfristige Beziehungen. Sie sollten es demnach tunlichst vermeiden, eine Geschäftsbeziehung abzubrechen, weil Sie dadurch eventuell einen kurzfristigen Vorteil erhalten. Streben Sie eine langanhaltende Kooperation an. Die Japaner haben ein ausgeprägtes Gespür für ein ausgleichendes Geben und Nehmen.
Ehrlich währt am längsten
In Japan ist man sehr darauf bedacht, außergerichtliche Einigungen zu finden. Die deutsche Angewohnheit, alles genauestens vertraglich festzuhalten, gilt in Japan als Zeichen für Misstrauen. Außerdem legen die Japaner sehr viel Wert auf Qualität. Mit Billigware können Sie dort nicht punkten.
Sollten Sie jemals in die peinliche Situation kommen, etwas verschwitzt zu haben, geben Sie den Fehler offen zu und geloben Sie Besserung. Schieben Sie keinesfalls die Verantwortung von sich – das kommt bei den Japanern gar nicht gut an.
Seien Sie auf jeden Fall immer ehrlich. Andernfalls fallen Sie in eine kaum zu revidierende Ungnade, die Ihnen weitere Geschäfte schier unmöglich macht. Und: bereiten Sie sich vor! Jedes kleinste Detail sollte bereits gut geplant sein, bevor Sie auf Ihren japanischen Geschäftspartner treffen.
Die richtige Begrüßung
In Japan gibt es zur Begrüßung keinen Körperkontakt. Weder das bei uns übliche Händeschütteln noch die beispielsweise in Frankreich beliebten Begrüßungsküsschen sind in Japan zu beobachten. Dafür begrüßt und verabschiedet man sich dort mit einer kurzen Verbeugung. Dabei verbeugt sich der rang niedrigere etwas tiefer und länger, als der ranghöhere Geschäftspartner.
Aber bevor Sie jetzt mit Dehnungsübungen anfangen: Eine angedeutete Verbeugung von etwa 5° Neigungswinkel reicht vollkommen. Dabei lehnen Sie Ihren Oberkörper ein kleines Stück nach vorne. Achten Sie darauf, dass Ihr Rücken gerade ist. Nur den Kopf senken, reicht nicht, wenn Sie Ihrem Gegenüber Respekt erweisen wollen. Nur wenn Sie sich für etwas entschuldigen möchten, oder wenn Sie eine große Bitte haben, ist ein Neigungswinkel von etwa 45° angebracht.
Die japanischen Eigenheiten
In Japan ist es eine Unart, wenn man zu etwas „nein“ sagt. Sollte diese Erwiderung nötig sein, dann schweigen Sie lieber. Ihr Gegenüber kommt dann von selbst auf die Lösung. Verzichten Sie außerdem auf Sarkasmus oder Humor im Generellen. Sprechen Sie leise und werden Sie niemals laut.
Die Japaner mögen es gern harmonisch. Vermeiden Sie daher Konfrontationen. Auch Angeberei ist in Japan nicht gern gesehen. Sollten Sie etwas Mal nicht genau verstehen, dann nicken und lächeln Sie einfach. Kommen Sie anschließend nochmal auf das Thema zurück. Japaner mögen es durchaus, wenn etwas mehrmals gesagt wird. Auch Angebote, die zunächst abgelehnt werden, können Sie getrost noch ein zweites oder drittes Mal machen.
Respektieren Sie die Visitenkarte Ihres Gesprächspartners. Legen Sie diese vor sich auf den Tisch und betrachten Sie sie immer mal wieder.
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