Gesamtkapitalrentabilität: die Kennzahl und ihre Eigenschaften

Gesamtkapitalrentabilität: die Kennzahl und ihre Eigenschaften

Mit der Gesamtkapitalrentabilität ermitteln Sie eine relevante Unternehmens-Kennzahl, die Ihnen Rückschluss auf die Rentabilität Ihres Unternehmens gibt. Die Erfolgskennzahl kommt insbesondere bei der Analyse von Bilanzen zum Einsatz. Als Gesamtkennzahl impliziert sie Eigenkapital und Fremdkapital und stellt damit eine umfassendere Kennziffer als die Eigenkapitalrendite oder die Fremdkapitalrendite dar. Eine belastbare Gesamtanalyse schließt jedoch weitere Kennziffern mit ein.

 

Gesamtkapitalrentabilität im Überblick

 

Definieren lässt sich die Kennzahl der Gesamtkapitalrentabilität als die gesamte Rendite des gesamten Kapitaleinsatzes eines Unternehmens in einem bestimmten Zeitraum. Eine internationale Bezeichnung der Kennzahl lautet Return on Assets. Häufig verwendete Synonyme im deutschen Sprachraum sind Gesamtkapitalrendite oder kürzer Kapitalrendite. Grundsätzlich gilt der Zusammenhang, dass ein Unternehmen umso effizienter agiert, je höher die Gesamtkapitalrentabilität ausfällt. Auf Finanzmärkten sind Aktien mit einer hohen Kapitalrendite attraktiv.

 

Die Kennzahl gibt Rückschluss auf die Effizienz des gesamten Kapitaleinsatzes unabhängig von dessen Herkunft oder Finanzierung. Dies impliziert Eigenkapital und Fremdkapital gleichermaßen. Damit handelt es sich um eine aussagekräftigere Kennzahl als beispielsweise die Eigenkapitalrendite. Eventuelle Fremdkapitalzinsen sind hierbei dem Gewinn hinzuzurechnen. Dies hängt damit zusammen, dass sie innerhalb der gleichen Periode erwirtschaftet wurden, den Gewinn jedoch verringern.

 

Gesamtkapitalrentabilität und ihre Berechnung

 

Gesamtkapitalrentabilität

Die Gesamtkapitalrentabilität lässt sich berechnen

Die Berechnung der Kapitalrendite erfolgt durch die Bildung des Quotienten aus der Summe des Gewinns und der Fremdkapitalzinsen im Zähler sowie der Bilanzsumme (in diesem Falle: Gesamtkapital) im Nenner. Mathematisch ausgedrückt lautet diese Formel: Gesamtkapitalrendite = (Gewinn + Fremdkapitalzinsen) / Gesamtkapital. Dieser Quotient gibt Rückschluss auf die Effizienz, mit der ein Unternehmen gewirtschaftet hat. Analog erfolgt auch die Ermittlung der verwandten Kennzahlen der Eigenkapitalrentabilität sowie der Fremdkapitalrentabilität.

 

Der Zähler in dieser Formel zur Kapitalrendite stellt stets eine Gewinngröße dar. Typischerweise entspricht er dem Jahresergebnis aus einer Gewinn- und Verlustrechnung. Im Falle eines positiven Ergebnisses, wird der Jahresüberschuss ausgewiesen. Handelt es sich um einen Verlust, wird in der Erfolgsrechnung ein Jahresfehlbetrag angegeben.

 

Der Nenner der Gesamtkapitalrentabilität setzt sich zusammen aus Eigen- und Fremdkapital. Zusammen ergeben diese Positionen die Bilanzsumme. Bei einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) besteht das Eigenkapital aus dem Stammkapital. Demgegenüber stellt bei einer Aktiengesellschaft (AG) das Grundkapital das Eigenkapital dar. Bei beiden Arten von Kapitalgesellschaften gehören zum Eigenkapital ebenso die KapitalrücklagenGewinnrücklagen sowie der Gewinn- oder Verlustvortrag.

 

Der Oberbegriff Fremdkapital umfasst Verbindlichkeiten (kurzfristiger und langfristiger Art) und Rückstellungen. Hier geht es um die Passivseite der Bilanz. Die Verbindlichkeiten wiederum sind im Zusammenhang mit den Bilanzierungsrichtlinien zu untergliedern. Hier lässt sich unterscheiden zwischen Verbindlichkeiten gegenüber Banken und Kreditinstituten auf der einen Seite und Verbindlichkeiten aus Leistungen und Lieferungen auf der anderen Seite.

 

Verwandte Kennzahlen

 

Die Gesamtkapitalrendite bezieht sämtliche Bestandteile des Unternehmenskapitals in die Berechnungen mit ein, während die Bilanzsumme den Nenner bildet. Im Gegensatz dazu bildet die weit verbreitete Kennzahl der Eigenkapitalrentabilität oder Eigenkapitalrendite nur die Rendite beziehungsweise Verzinsung aus Eigenkapital ab. Hierbei ist der Gewinn des Unternehmens durch die Summe des Eigenkapitals zu teilen.

 

Zur präziseren Einschätzung der Gewinnsituation eines Unternehmens ermitteln Analysten und Fachleute überdies die Umsatzrendite. Diese ergibt sich als Quotient aus Gewinn und Umsatz. In diesem Zusammenhang kommen als Gewinngröße das Jahresergebnis vor Steuern oder aber das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit zur Anwendung.

 

Gesamtkapitalrentabilität und ihre Aussagekraft

Der Leverage-Effekt ist eine Hebelwirkung

 

Die Gesamtkapitalrendite stellt eine Prozentzahl dar. Durch die Art ihrer Berechnung werden die absoluten Größen des Gewinns oder der Bilanzsumme ins Verhältnis gesetzt. Dies sorgt dafür, dass die resultierende Prozentzahl den Vorteil der Vergleichbarkeit hat. Es handelt sich um eine Art von Standardisierung, die Vergleiche mit vorherigen Ergebnissen oder mit den Renditen der Konkurrenz zulässt. Ebenso wie die Eigenkapitalrendite, die Fremdkapitalrendite und die Umsatzrendite gehört die Gesamtkapitalrentabilität daher zu den besonders häufig verwendeten Kennzahlen in der Unternehmensanalyse.

 

Ein weiterer Vorteil dieser Kennzahl besteht in ihrer Neutralisation des Leverage-Effekts oder der Hebelwirkung. Andere Formen von Vergleichen der Rentabilität sorgen oftmals für eine Verzerrung der Resultate. Damit ist die Aussagekraft des jeweiligen Wertes eingeschränkt. Der Leverage-Effekt beschreibt die Wirkung, die sich aus einer Erhöhung der Fremdkapitalaufnahme ergibt. Sofern es sich um eine Verzinsung des Fremdkapitals handelt, die unter der Eigenkapitalrendite liegt, so erscheint es, als werde das Unternehmen durch die erhöhnte Fremdfinanzierung profitabler. Der Leverage-Effekt birgt jedoch Risiken, da bereits eine kleine Veränderung der Kredit-Konditionen deutliche Auswirkungen auf die Rendite haben kann.

 

Insbesondere für Analysen der unternehmensinternen Entwicklung ist diese Kennzahl von hoher Bedeutung. Die Untersuchung der Entwicklung der Ergebnisse lässt Vergleiche über mehrere Jahre zu. Anhand Zahlen wie der Gesamtkapitalrendite können Sie nachvollziehen, ob es Ihrem Unternehmen gelingt, im Zeitverlauf seine Ertragskraft zu erhöhen. Bei Vergleichen mit Wettbewerbern eignet sich die Kennzahl besonders für Analysen anderer Unternehmen der gleichen Branche. Hierbei spielen im Sinne der Vergleichbarkeit Größe und Rechtsform keine besondere Rolle, da es sich um eine relative Kennzahl handelt.

 

Gesamtkapitalrentabilität und ihre Bedeutung beim Finanzmarkthandel

 

Auf Finanzmärkten arbeiten Analysten und Marktbeobachter ebenso mit Kapitalkennziffern. Auf dieser Basis sind Renditevergleiche von Aktien und anderen Wertpapieren auch über verschiedene Branchen und Wirtschaftszweige hinweg möglich. Somit identifizieren Finanzmarkthändler lohnenswerte Investitionschancen.

 

Häufig stellen Analysten die Kennzahl den Zinsen von nicht-finanzmarktgebundenen Spareinlagen gegenüber. Die Kapitalrendite der Wertpapiere liegt hierbei typischerweise über den festverzinsten Sparmöglichkeiten. Dies ist auf der anderen Seite mit einem höheren Risiko dieser Anlageform gegenüber beispielsweise Festgeldkonten verbunden. Eine über mehrere Geschäftsperioden unterdurchschnittliche Gesamtkapitalrendite (In Relation zu anderen Unternehmen der Branche) gilt hierbei als wichtiges Warnsignal im Hinblick auf die Profitabilität des Unternehmens und damit auf den Sinn eines Investments.

 

Gesamtkapitalrentabilität und Bonität gegenüber Kreditgebern

 

Für Kreditgeber spielt die Kennzahl eine wichtige Rolle

Die hohe Aussagekraft macht die Gesamtkapitalrentabilität auch zu einer wichtigen Kennzahl bezüglich der Planung der Fremdkapitalaufnahme. Ihre gute Vergleichbarkeit unterstützt potentielle Banken und Kapitalgeber bei ihrer Kreditentscheidung. Zur Ermittlung der Kreditwürdigkeit (Bonität) eines Kreditnehmers nehmen Banken Bilanzanalysen vor. Die Gesamtkapitalrentabilität entscheidet mit darüber, ob Kreditgeber das Darlehen gewähren. Ebenso sind die Kreditzinsen und Konditionen von dieser Kennzahl abhängig.

 

Außerdem bietet die Kapitalrendite Vorteile bei Vergleichen. Da die Relation zwischen Eigenkapital und Fremdkapital branchenübergreifend stark variiert, hilft eine Kennzahl, die diesen Aspekt neutralisiert. Ebenso berücksichtigt die Kennzahl nicht die Rechts- und Gesellschaftsform, die einen starken Einfluss auf die Kapitalstruktur hat. Auch bei internationalen Vergleichen hat die Kennzahl ihre Vorteile, da in einigen Staaten beispielsweise eine geringere Eigenkapitalausstattung vorherrschend ist. Die Gesamtkapitalrendite gibt in diesem Fall Rückschluss auf die Gewinnsituation im Vergleich zur Konkurrenz in anderen Ländern.

 

Gesamtkapitalrentabilität und ihr Zusammenspiel mit anderen Kennzahlen

 

Eine tragfähige Unternehmens- und Bilanzanalyse basiert stets auf der Untersuchung einer Vielzahl von Kennzahlen. Bei de Gesamtkapitalrendite handelt es sich, ebenso wie bei der Eigenkapitalrentabilität und der Umsatzrendite, um prozentuale Werte. Daher bietet sich eine Ergänzung um absolute Zahlen an. Geeignet sind die Zahlen zum Unternehmensumsatz der letzten Jahre. Ebenso von Interesse sind die Jahresüberschüsse. Investoren und Miteigentümer des Unternehmens achten auf eine stetige Zunahme beider Kennzahlen. Ihr Ziel sind dauerhaft steigende Gewinne durch Expansion der Geschäftstätigkeit des Unternehmens, an dem sie Anteile halten.

 

Da die Bilanz nur die Vergangenheit abbilden kann, gibt auch die Gesamtkapitalrendite nur Rückschluss auf die Entwicklung der Profitabilität des Unternehmens in den vorherigen Geschäftsjahren. Daher sind Prognosemethoden eine wichtige Ergänzung. Dies gilt insbesondere in Bezug auf dynamische Wachstumsbranchen, bei denen sich Aussagen über künftige Gewinnentwicklungen als schwierig erweisen.

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