Was ist ein Joint Venture?

Was ist ein Joint Venture?

Ein Joint Venture (JV) beschreibt grundsätzlich die Kooperation von mindestens zwei Unternehmen. Die Partner müssen dabei wirtschaftlich selbstständig bleiben und dürfen nicht demselben Konzern angehören. Oft erfolgt im Zuge der Zusammenarbeit die Gründung eines gemeinsamen Tochterunternehmens, mit dem das ausgerufene Ziel erreicht werden soll. Die Partnerunternehmen teilen sich hier die Führungsaufgaben und die Verantwortung aber auch das wirtschaftliche Risiko.

 

Erfolgt keine Gründung eines Tochterunternehmens, basiert die Zusammenarbeit auf einem JointVenture-Vertrag. Dieser regelt die konkreten Details der Kooperation und wird von den Teilnehmer im Vorfeld der Unternehmung geschlossen. Das Vertragswerk beinhaltet vor allem die Regeln der Zusammenarbeit und der Gewinnverteilung aber auch die Ressourcen, die jedes Mitglied einbringt. Dabei kann es sich beispielsweise um Kapital, Wissen oder Produktionsmittel handeln.

 

Gründe für eine Zusammenarbeit

 

Joint VentureDas Konzept zu JointVenture-Unternehmen entstand in der Nachkriegszeit. Damals nutzen vor allem US-Firmen die Möglichkeit, mit lokalen Unternehmen zu kooperieren, um auf neuen Märkten Fuß zu fassen. Auch heute ist dieses Vorgehen immer noch beliebt, vor allem in Ländern, in denen die jeweilige Regierung ausländischen Unternehmen den Marktzugangerschwert.

 

Darüber hinaus entstehen Joint Ventures aber auch aus einer Vielzahl an anderen Gründen. So kann es sich für Unternehmen lohnen, zu kooperieren, um Wissen und Ressourcen miteinander zu teilen. Dadurch lässt sich wiederum ein Vorteil gegenüber anderen Marktteilnehmern schaffen, was besonders bei sehr starken Konkurrenten attraktiv ist.

 

Zusätzlich entstehen durch Bündnisse oft Synergien. Die Unternehmen bündeln ihre Kompetenzen und Ressourcen und sind so häufig in der Lage, Kosten zu senken oder die Qualität zu erhöhen. Gleichzeitig sinkt das unternehmerische Risiko für die Partner. Durch die Zusammenarbeit wird das Risiko auf mehrere Schultern verteilt, sodass ein Fehlschlag weniger starke Auswirkungen hat.

 

Equity Joint Venture

 

Je nachdem, wie die Kooperation zwischen den Unternehmenspartnern aufgebaut ist, können unterschiedliche Arten von Joint Ventures vorliegen. Ein großer Hauptunterschied ist, ob für die Zusammenarbeit ein Tochterunternehmen gegründet wird oder nicht. Ist dies der Fall, dann spricht man von einem Equity Joint Venture.

 

Bei dieser Variante gründen die Teilnehmer an einem Joint Venture ein neues gemeinsames Unternehmen, an dem jeder Partner beteiligt ist. Das Unternehmen ist dabei eigenständig und damit eine eigene Rechtsperson. Dies wirkt sich beispielsweise auf das unternehmerische Risiko aus, da die JointVenture-Partner nur mit dem eingebrachten Eigenkapital haften. Eine Privathaftung lässt sich mit einer entsprechenden Rechtsform wie AG oder GmbH vermeiden.

 

Die Gründung eines Tochterunternehmens als JV hat zudem den weiteren Vorteil, dass fremde Finanzierungsquellen möglich sind. Im Falle der Gründung einer Aktiengesellschaft besteht zudem die Möglichkeit, auf dem Kapitalmarkt aktiv zu werden. Entsprechend haben Equity Joint Venture ein größeres Feld an finanziellen Möglichkeiten.

 

Contractual Joint Venture

 

Im Gegensatz zu einem Equity Joint Venture basiert die Zusammenarbeit bei einem Contractual Joint Venture lediglich auf einem Vertrag, den die Partner miteinander schließen. Der Vertrag umfasst die konkreten Details der Kooperation, hat jedoch keine Außenwirkung. In der Folge kann das JV auch keine eigene Kapitalgesellschaft werden, sondern gilt lediglich als Gesellschaft bürgerlichen Rechts.

 

Dies wirkt sich sowohl auf die Haftung als auch die Finanzierung aus. Im Falle eines Fehlschlags haften alle Teilnehmer der Kooperation und müssen für eventuelle finanzielle Forderungen aufkommen. Die Finanzierung kann zudem im Vorfeld nur durch die Partner selbst erfolgen. Die Nutzung von Fremdkapital ist nicht möglich. Im Gegenzug können die Teilnehmer des Joint Ventures aber auch etwas unabhängiger arbeiten. Bei einem Contractual Joint Venture ist der Zwang zur Zusammenarbeit größer. Inwiefern dies ein Vor- oder Nachteil darstellt, hängt oft vom konkreten Fall ab.

 

Arten nach Branchenausrichtung

 

Neben der Art und Weise, wie Kooperationspartner in einem JV zusammenarbeiten, lassen sich auch Unterscheidungen anhand der Branche treffen. Typisch sind diese vier Varianten:

 

Horizontales Joint Venture

 

Hierbei handelt es sich um die naheliegendste Form einer Kooperation. Es arbeiten zwei Unternehmen der gleichen Branche zusammen. Ein Beispiel wären zwei Autohersteller.

 

Konglomerates Joint Venture

 

Das Gegenteil eines Horizontales Joint Venture. In diesem Falle arbeiten zwei Partner zusammen, die eigentlich in grundsätzlich unterschiedlichen Branchen aktiv sind. Ein Beispiel wäre ein Unternehmen im Elektrohandel und ein Autohersteller.

 

Konzentrisches Joint Venture

 

Die kooperierenden Partner sind in dieser Version des Joint Ventures in ähnlichen Branchen tätig. Ein mögliches Beispiel ist ein Autohersteller und Motorradhersteller.

 

Vertikales Joint Venture

 

Die JointVenture-Partner sind in diesem Variante in unterschiedlichen Wertschöpfungsstufen aktiv. Zum Beispiel könnten ein Zulieferer für Reifen, ein Autohersteller und eine große Autohauskette kooperieren.

 

Probleme und Risiken

 

Auch wenn ein JV auf dem Papier nach einem Gewinn für alle Seiten klingt, birgt eine solche Kooperation einige Risiken. So ist zunächst einmal ein sehr hoher Koordinationsaufwand gefragt. Für den Erfolg eines Joint Ventures spielt Kommunikation eine wichtige Rolle. Erschwert wird diese jedoch häufig durch unterschiedliche unternehmerische Kulturen. Bei internationalen Kooperationen können zudem Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede für Probleme sorgen.

 

Die enge Zusammenarbeit und vor allem die Weitergabe von Fachwissen und internen Prozessen können sich ebenfalls zu einem Problem entwickeln. Letztendlich geben Unternehmen in einem Joint Venture einen Teil ihres Erfolgsgeheimnis an ein anderes Unternehmen weiter. Dies ist vor allem dann problematisch, wenn der Partner sich in Zukunft zu einem Konkurrenten entwickelt.

 

Dieser Umstand ist einer der Hauptgründe dafür, warum Joint Ventures als sehr risikoreiche Kooperation gelten und häufig nur für eine begrenzte Zeit funktionieren. Dazu kommt die Tatsache, dass es sich bei den Partnern immer noch um selbstständige Unternehmen handelt, die vor allem ihre eigenen Ziele umsetzen wollen. Daher hängt der Erfolg auch davon ab, wie der JointVenture-Vertrag aufgebaut ist.

 

Eine besondere Schwierigkeit liegt zudem bei internationalen Joint Ventures vor. Hier besteht die Gefahr, dass das Land, in dem das Tochterunternehmen operiert, die Gewinnausschüttung an die ausländischen Partner verbietet. Im schlimmsten Falle werden die ausländischen Partner sogar enteignet. Um dies zu verhindern, ist es wichtig, dass die Unternehmen im Vorfeld die rechtliche Situation des Zielmarktes genau analysieren.

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