Die spanische Geschäftskultur

Die spanische Geschäftskultur unterscheidet sich von der Deutschen

Die spanische Geschäftskultur

Wer seine geschäftlichen Kontakte auch international pflegen möchte, sollte auf die verschiedenen Gepflogenheiten im jeweiligen Land vorbereitet sein. Wir haben Ihnen an dieser Stelle schon das ein oder andere Land mit seinen individuellen Bräuchen vorgestellt. Nun ist Spanien an der Reihe. Die spanische Geschäftskultur unterscheidet sich ebenfalls in einigen Punkten von der Deutschen. Außerdem interessant: wie Sie ein sicherer Datenraum zeit- und ortsunabhängig bei Ihrem Geschäftsvorhaben unterstützt. 

Kulturelle Unterschiede mit Nord-Süd-Gefälle

Zu sagen, alle Spanier ticken so und so, wäre ja zu einfach. Auch innerhalb des Landes gibt es regionale Unterschiede. So ist man im Norden, bzw. Nordosten unseren deutschen Gewohnheiten näher, als im Süden. Diese Ähnlichkeit zeigt sich vor allem in der Einstellung zur Pünktlichkeit, dem Planungsverhalten und in der Sachorientierung. Katalonien hat seinen Ruf als spanische Schweiz nicht umsonst erhalten. Hier dürfte man als Deutscher weit weniger Probleme beim Umgang mit spanischen Kollegen haben, als im Süden und Osten des Landes.

Es gibt unterschiedliche akademische Ansätze, mit deren Hilfe die kulturellen Unterschiede analysiert und fassbar gemacht werden. Alexander Thomas entwickelte die Methode der Kulturstandards. Diese stellt das individuelle Orientierungssystem einer Kultur dar und berücksichtigt dabei deren Werte und Normen, sowie deren Maßstäbe. Das Denken, Wahrnehmen und Handeln, sowie die Wertung des durchschnittlichen Kulturmitgliedes sind dabei Kerninformationen der Kulturstandards. Diese werden in einer geschmälerten und abstrahierten Form aufgezeigt. Die Ergebnisse haben mit der absoluten Wahrheit nichts zu tun. Es geht immer nur um Neigungen. Wie Ihr individueller spanischer Geschäftspartner Ihnen gegenüber begegnet, muss nicht unbedingt etwas mit diesen Kulturstandards zu tun haben.

Die spanische Geschäftskultur unterscheidet sich von der Deutschen

Die spanische Geschäftskultur unterscheidet sich von der Deutschen

Die Kulturstandards bestehen aus folgenden Themen.

1. Die spanische Geschäftskultur und die persönliche Nähe

Die intrapersonale Distanzminimierung thematisiert sie persönliche Nähe von Kollegen und Geschäftspartnern untereinander. Zum einen ist damit die physische Nähe, sowie die Umgangsformen gemeint, mit denen man sich in der spanischen Geschäftswelt begegnet. So ist es in Spanien üblich, seine Kollegen mit einem Küsschen oder Schulterklopfen zu begrüßen. Gibt es Anlass zur Gratulation, ist sogar eine Umarmung nicht selten. Der körperliche Kontakt im spanischen Berufsleben ist somit um einiges gewöhnlicher, als im deutschsprachigen Raum. Zum anderen sprechen die Spanier auch viel häufiger private Themen unter Kollegen an. Während man sich in Deutschland, Österreich und auch der Schweiz erst allmählich etwas besser kennen lernt, ist man in Spanien sehr schnell auf einem ganz anderen persönlichen Niveau angelangt. Im deutschsprachigen Raum gibt es nicht wenige Themen, die man mit einem Geschäftspartner oder Kollegen niemals besprechen würde.

2. Die Orientierung am Status

Bei diesem Punkt spielt die Hierarchie eines spanischen Unternehmens eine zentrale Rolle. Sowohl was Entscheidungen angeht, als auch wenn es darum geht, wer die Verantwortung trägt, ist dies meinst nur ein sehr kleiner Personenkreis. Spanier, die in einem solchen Unternehmen als Mitarbeiter angestellt sind, nehmen die Rolle als Empfänger und Ausführende der gegebenen Anweisungen ein.

Wenn es darum geht zusammenzuarbeiten, so achten die Spanier sowohl intern als auch extern darauf, dass nur Personen mit demselben Rang miteinander kommunizieren. Dadurch entsteht eine Solidarität gegenüber einer Person. Im deutschsprachigen Raum ist es dagegen so, dass man sich einer Sache oder Aufgabe verpflichtet fühlt. Zwar ähneln die Hierarchien von Spanien denen in Deutschland und Co., doch haben die einzelnen Mitarbeiter um einiges mehr an Entscheidungs- und Gestaltungsspielraum.

3. Die Gestaltung der Kommunikation

Auf den ersten Blick dürfte ein typisch spanisches geschäftliches Gespräch sehr durcheinander, laut und auch unhöflich auf einen deutschen Zuschauer wirken. In Spanien ist es üblich, dass man sich ausdrucks- und lautstarke Wortgefechte liefert, die mit viel Gestik und Mimik unterstrichen werden. Oftmals sind diese Gespräche durchaus auch emotional. Während man sich im deutschsprachigen Raum aus Höflichkeit ausreden lässt, ist es in Spanien gang und gäbe, dass man sich auch mal unterbricht. Man muss in Spanien sehr redegewandt sein, um seine Gesprächspartner von sich zu überzeugen. Denn oft geht es in Spanien genau darum, die anderen von seiner Person zu überzeugen. Weniger von der Sache. Im sachorientierten Deutschland undenkbar.

Die Spanier betrachten viele Regeln eher als Leitlinien

4. Der Umgang mit Regeln

Während die Deutschen sehr auf der Einhaltung von Regeln achten, nimmt dies die spanische Geschäftskultur etwas weniger streng. Regeln und Vorschriften sind nach deren Auffassung eher Leitlinien, die man je nach Bedarf auch mal in die ein oder andere Richtung dehnen kann. Vor allem, wenn sich als Unternehmer einen gewissen Status erarbeitet hat, darf man sich in Spanien die ein oder andere Regel auch mal umgehen.

In Spanien trifft man auch selten auf strenge Zeitpläne. Hier möchte man den Raum für Flexibilität und Kreativität auf keinen Fall zu klein halten. Hierzulande setzt man dagegen mehr auf die Pünktlichkeit sowie die genaue Beachtung der zuvor ausführlich ausgearbeiteten Prozessschritte. Dies setzt man voraus, um ein Projekt erfolgreich umsetzen zu können.

5. Die Familienorientierung

In Spanien steht die Familie sehr weit oben auf der Prioritätenliste. Spanier zählen neben ihrer tatsächlichen Familie auch enge Freunde dazu. Die Loyalität gegenüber der Familie ist dabei ungebrochen. Das Ansehen und die Ehre der Familie muss von jedem Familienmitglied verteidigt und aufrechterhalten werden. Regelmäßige Treffen finden häufig statt und sowohl berufliche als auch finanzielle Unterstützung stehen dabei auf der Tagesordnung. Im Gegensatz zur Berufswelt im deutschsprachigen Raum, sprechen die Spanier oft und gerne mit ihren Kollegen über die eigene Familie. Sie erwarten allerdings auch von ihrem beruflichen Umfeld, dass es Verständnis aufbringt, wenn die Familie einmal in einer schwierigen Situation gerät und man deshalb der Arbeit fernbleibt.

6. Die Indirektheit

In Spanien pflegt man auch unter Kollegen soziale Kontakte

Während man in Deutschland, Österreich und der Schweiz großen Wert auf Direktheit und klare Ansagen legt, gilt dies in Spanien eher als respektlos und unhöflich. Hat man an seinem Gegenüber etwas zu kritisieren oder möchte man Verbesserungsvorschläge machen, so verpackt man dies hier in Form von Wünschen oder Fragen. Für eine möglichst konfliktfreie Unterhaltung wirft man auch mal mit Komplimenten um sich und lobt seinen Gesprächspartner. Durch diese Indirektheit sollen der Stolz und die Ehre des Verhandlungspartners respektiert werden. Außerdem ermöglicht dieses Verhalten auch bei komplizierteren Sachverhalten und Gesprächsthemen ein harmonisches Miteinander. Wer aus dem deutschsprachigen Raum auf einen solchen Gesprächspartner trifft, hat es mitunter schwer, die unterschwelligen Kritiken zu verstehen und kann mit eventuellem Lob kaum umgehen. Schnell bekommt man daher den Eindruck, dass der spanische Gesprächspartner unprofessionell agiert.

7. Die soziale Beziehungspflege

Was in Deutschland schnell als Vetternwirtschaft betitelt wird, wird in Spanien als soziale Beziehungspflege angestrebt. Auch das Geschäftsleben der Spanier orientiert sich sehr an Beziehungen. So pflegen auch Geschäftspartner untereinander regelmäßige soziale Kontakte. Damit bauen sie ein stabiles Netzwerk auf, welches auf gegenseitigem Vertrauen basiert. Dieses Vertrauen existiert jenseits der beruflichen Pflichten und aufgezeichneten Vereinbarungen.

Dagegen achtet man im deutschsprachigen Raum sehr auf Sachlichkeit innerhalb seines Berufslebens. Selbst ein gutes Verhältnis zu Kollegen und Geschäftspartnern bleibt immer zweitrangig. Man stellt persönliche Gedanken und Gefühle seinem Geschäftspartner gegenüber stets zurück. Dies soll der Sache an sich – also dem Geschäft – dienlich sein.

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