Skandinavische Geschäftskultur – Umgangsformen im Business des Nordens

Skandinavische Geschäftskultur – Umgangsformen im Business des Nordens

Business as usual? Das funktioniert meist nicht, wenn man seine Geschäfte über die Landesgrenzen hinaus tätigen möchte. Denn was in Deutschland zur Etikette gehört, kann einen woanders ganz schnell ins Aus schießen. Aus diesem Grund beschäftigen wir uns an dieser Stelle einmal mit dem hohen Norden – genauer gesagt beschäftigt uns hier die skandinavische Geschäftskultur. Auch interessant: wie Sie von einem sicheren Datenraum orts- und zeitunabhängig profitieren können.

Gibt es überhaupt DIE skandinavische Geschäftskultur?

Die skandinavische Geschäftskultur unterscheidet sich ein wenig von der Deutschen

Die skandinavische Geschäftskultur unterscheidet sich ein wenig von der Deutschen

Zunächst müssen wir an dieser Stelle definieren, was wir unter „Skandinavien“ verstehen. Die meisten zählen in einem ersten Impuls Norwegen, Schweden, Finnland sowie Dänemark dazu. Jedoch gehört Finnland im engeren Sinne sowohl in geschichtlicher als auch in sprach-kultureller Hinsicht nicht, bzw. nur zu einem kleinen Teil zu Skandinavien. Daher lassen wir Finnland in dieser Betrachtung auch außen vor.

Nun zurück zu unserer Ausgangsfrage. Die Antwort ist klar: Nein! Denn was für Norwegen gilt, hat nicht unbedingt auch was in Dänemark zu suchen. Wir müssen also auch in Skandinavien differenzieren. Zwar scheinen uns unsere Nachbarn aus Norwegen, Schweden und Dänemark in ihrer Kultur ähnlicher zu sein als die weit entfernten Japaner und Chinesen. Es gibt dennoch einige wesentliche Unterschiede, die man vor allem bei geschäftlichen Beziehungen kennen und beachten sollte.

Denn möchte man mit seinen Geschäften Erfolg haben – davon gehen wir jetzt einmal aus – sollte man seinen Geschäftspartner nicht mit seiner, für ihn fremden Art überfordern. Eine langsame Annäherung auf zwischenmenschlicher Ebene ist wichtig, um sich bei den Besprechungen und Verhandlungen auf Augenhöhe begegnen zu können.

So planen Sie Ihre Termine ohne ins Fettnäpfchen zu treten

Was in Deutschland noch mehr Theorie als Praxis ist, wird in der skandinavischen Geschäftskultur längst praktiziert: Die Work-Life-Balance. Das Privatleben der Skandinavier und vor allem auch das Familienleben stehen mindestens auf derselben Position wie die Karriere. Doch das bedeutet nicht, dass dort weniger gearbeitet würde. Vielmehr sind die Arbeitszeiten familienfreundlicher gestaltet als in Deutschland.

In Schweden und Norwegen sollten Sie deshalb nach 16 Uhr keine Termine vereinbaren. Auch die Wochenenden gehören in diesen Ländern ganz dem Privatleben. In Dänemark hingegen ist eine ruhige und auch mal längere Mittagspause Gang und Gäbe. In der Sommerzeit, genauer gesagt von Mittsommer am 24. Juni bis zum 31. August, ist in Skandinavien Sommerpause. Das ist generell keine geeignete Zeit, um ein neues Geschäft in die Wege zu leiten.

Eine große Gemeinsamkeit zur skandinavischen Geschäftskultur ist die Pünktlichkeit. Wie auch die Deutschen, legen die Menschen in Norwegen, Schweden und Dänemark großen Wert darauf. Lassen Sie also Ihren Geschäftspartner nicht unnötig warten. Denn ist er schon zu Beginn verstimmt, wird es umso schwieriger, ihn von einer Geschäftsbeziehung zu überzeugen.

So kleiden Sie sich angemessen – der Dresscode

Auf Geschäftsreisen in den Norden gilt es einiges zu beachten

Was ein angemessener Kleidungsstil ist und was nicht, wird in den drei Ländern unterschiedlich definiert. Vor allem in Dänemark ist man in den letzten Jahren etwas zwangloser geworden. Hier ist die jüngere Generation auch durchaus mal mit Pullover und gepflegter Jeans auf einem offiziellen Anlass anzutreffen. Dies wird mittlerweile durchaus akzeptiert und gilt längst nicht mehr als unhöflich.

In Norwegen ist man da noch etwas strenger. Gepflegte und formelle Kleidung ist hier ein absolutes Muss, wenn man an offiziellen Verhandlungen teilnehmen möchte. Die Herren tragen meist einen dunklen Anzug und die Damen ein Businesskostüm.

Auch die Schweden mögen es gern etwas schicker: Schlichte Eleganz und klare Formen sind hier angesagt. Die Herren tragen meist Anzug. Ob sie auch eine Krawatte tragen, hängt von der Branche Ab, in der sie tätig sind. Die Damen entscheiden sich meist für einen Hosenanzug oder ein Businesskostüm.

Ist ein Abendessen geplant, wählt man in allen drei Ländern meist einen etwas förmlicheren Kleidungsstil. Natürlich geht das nur, wenn man vorher noch Zeit hat, sich umzuziehen. Andernfalls ist das tagsüber getragene Businessoutfit auch völlig in Ordnung.

Der erste Eindruck: richtige Begrüßung und Anrede

Der Handschlag zur Begrüßung ist in Dänemark und Schweden ebenso üblich wie in Deutschland. Und auch die Norweger haben sich mittlerweile mit ihm angefreundet. Der einzige Unterschied ist hier noch, dass man sich nur einmal zur Begrüßung die Hand gibt, statt eventuell mehrfach am Tag.

In ganz Skandinavien ist es üblich, dass man bei der Begrüßung seinen Vor- und Nachnamen nennt. Anschließen ist es in der skandinavischen Geschäftskultur völlig normal, dass man sein Gegenüber mit dem Vornamen und „du“ anspricht. Dies ist für viele Deutsche eher befremdlich.

Da man in Skandinavien weiß, dass in Deutschland viel Wert auf den Titel, den Nachnamen und das förmlichere „Sie“ gelegt wird, kann es sein, dass sich Ihr skandinavischer Geschäftspartner darauf eingestellt hat. Wundern Sie sich also bitte nicht, wenn Sie entsprechend angesprochen werden.

Während das „du“ in Deutschland der Hinweis auf eine nähere Beziehung ist, hat es in den skandinavischen Ländern nichts damit zu tun. Und auch wer das „du“ bei Fremden für einen Ausdruck von Respektlosigkeit hält, darf dies nicht auf den Umgangston in Skandinavien übertragen. Denn trotz des „du’s“ ist der erwartete Respekt immer vorhanden.

Beim Smalltalk gibt es Tabu-Themen

Für dein Einstieg ein bisschen Smalltalk

Wie auch in Deutschland ist bei unseren nördlichen Nachbarn ein bisschen Smalltalk nach der Begrüßung üblich. Er bricht das Eis, ermöglicht einen ersten Eindruck und sorgt für ein Gespräch auf Augenhöhe. Allerdings gibt es in der skandinavischen Geschäftskultur einige Themen, die dabei tabu sind. Dazu gehören politische Themen – vor allem die Preis- und Auslandspolitik – sowie Alkohol, negative Äußerungen über die Monarchie und kritische Äußerungen über das jeweilige Land. Auch dass die Deutschen gern ihr eigenes Land ausführlich kritisieren, stößt im Norden auf wenig Verständnis.

Gespräche auf Augenhöhe – zum Gleichheitsprinzip in Skandinavien

Dass sich niemand höher stellen soll als andere ist ein in ganz Skandinavien verbreitetes Prinzip. Die Art und Weise, wie die Menschen dort miteinander umgehen, ist unnachahmlich. Sie sind füreinander da, belästigen sich aber nicht gegenseitig. Sie lassen andere in Ruhe, sind aber auf Anfrage sofort da und helfen einander.

In Dänemark sollten Sie bei Ihren Verhandlungen nicht übertreiben. Bleiben Sie sachlich und halten Sie sich eher ein wenig zurück. Seien Sie auf jeden Fall gut vorbereitet. Ihnen sollte klar sein, was Sie bei dem Gespräch erreichen wollen. Sie sollten aber trotzdem immer offen für andere Ideen sein. Die Dänen sind sehr gute aber auch harte Verhandlungspartner. Dies mag daran liegen, dass sie traditionell einer Handelsnation angehören. Lassen Sie sich daher nicht aus der Ruhe bringen, wenn es mal etwas direkter zur Sache geht.

Auch die Schweden sind gern direkt und tragen ihre Belange sachlich vor. Wer bei einem Verhandlungsgespräch mit Zahlen und Fakten aufwarten kann, darf mit interessierten Zuhörern rechnen. Sollten Sie eine Präsentation vorbereitet haben, sollten Sie innerhalb dieser auch Raum für Vorschläge und Ideen vorsehen. In Schweden diskutiert und verhandelt man so lange, bis jeder Beteiligte sein Einverständnis geben kann. Solch ein Gespräch kann also durchaus auch mal etwas länger dauern.

In Norwegen nimmt man bei Verhandlungen gern die Käuferposition ein. Das Gespräch sollte dennoch unbedingt gleichberechtigt geführt werden.

Zusammenfassung

Auch wenn es den einen oder anderen Unterschied zwischen der deutschen und der skandinavischen Geschäftskultur gibt, sollte man von einem regelrechten Kulturschock weitestgehend verschont bleiben. So lange Sie Ihren Geschäftspartnern mit Respekt begegnen, und ein paar Kleinigkeiten im Dresscode, dem Smalltalk und der Ansprache beachten, dürfte einer erfolgreichen Geschäftsbeziehung nichts im Wege stehen.

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