Was ist die Erfahrungskurve als betriebswirtschaftliches Konzept?

Erfahrungskurve

Was ist die Erfahrungskurve als betriebswirtschaftliches Konzept?

In einer Produktion bringt eine höhere Stückzahl mehr Erfahrung und damit eine Effizienzsteigerung mit sich. Diese höhere Effizienz wiederum senkt die Kosten pro Stück. Der Begriff der Erfahrungskurve bezeichnet eine quantitative Form dieser Beobachtung. Die Idee der Erfahrungskurve stellt in den Raum, dass mit einer Verdoppelung der erzeugten Stückzahl die Kosten für die Wertschöpfung um 20 bis 30 % sinken.

 

Was sollte man für eine korrekte Anwendung des Konzepts beachten?

 

Der Effekt betrifft nur die Kosten der von Ihrem Unternehmen abgedeckten Wertschöpfung. Auch die Kosten für das Ausgangsmaterial werden mit zunehmender Abnahmemenge sinken, aber das Ausmaß dieser Senkung hängt vom Material ab. Sie können nicht erwarten, dass auch hier die Kosten um den angegebenen Prozentsatz sinken.

 

Des Weiteren versteht es sich fast von selbst, dass nur die realen Kosten berücksichtigt werden dürfen. Der Effekt einer Inflation oder auch Deflation muss herausgerechnet werden.

 

Gründe für das Vorliegen der Erfahrungskurve

 

ErfahrungskurveEine höhere Stückzahl ermöglicht eine rationellere Produktion. Diese geht oft mit einer Standardisierung und Automatisierung einher. Ein Beispiel ist eine Umstellung von der Produktion in der Werkstatt zu einer Produktion am Fließband.

 

Auch im engeren Sinn bringt mehr Erfahrung geringere Kosten mit sich. Mit mehr Erfahrung nehmen die Fähigkeiten zu, damit machen Arbeiter weniger Fehler und es gibt weniger Ausschuss. Dieser Effekt wird oft auch mit dem Begriff der Lernkurve umschrieben, die ein Teil der Idee der Erfahrungskurve ausmacht.

 

Ein weiterer zu erwähnender Effekt ist die Verteilung der Fixkosten auf eine größere Stückzahl. Auch dieser Effekt senkt die Kosten, gehört aber streng genommen nicht zur Erfahrungskurve. Mit zunehmender Stückzahl wird dieser Effekt nämlich kleiner, weil die Fixkosten dann einen immer geringeren Prozentsatz der Produktionskosten darstellen.

 

Konsequenzen für die betriebliche Planung

 

Der Begriff der Erfahrungskurve und die dahinter stehende Idee legt nahe, sich auf einen hohen Marktanteil zu konzentrieren. Damit sind schließlich die Kosten niedriger und Ihr Unternehmen ist für eine weitere Entwicklung gut aufgestellt.

 

Umgekehrt liegt bei einem geringen Marktanteil ein Zurückfallen hinter die Konkurrenz nahe. Wenn nämlich deren Marktanteil höher ist, profitiert sie vom Effekt der Erfahrungskurve. Aus der so entstehenden Dynamik entsteht ein positiver Effekt für die Konkurrenz und eine negative Wirkung für Ihr Unternehmen.

 

Aus dieser Überlegung lässt sich ableiten, besonders am Anfang der Produktion einen Verkauf mit Verlust in Erwägung zu ziehen. Damit steigen die Stückzahlen automatisch an. So sollte sich ein Wettbewerbsvorteil erzielen lassen, der im Idealfall die Konkurrenz zu Fall bringen wird. Dann nämlich wirkt die Erfahrung positiv für Sie und negativ für andere Unternehmen, die sich (noch) am Markt befinden.

 

So die Bedingungen für die Anwendbarkeit dieses Konzepts gegeben sind, können Sie damit auch quantitative Abschätzungen vornehmen. Das betrifft die Entwicklung des Zusammenhangs von Preis und Stückzahl, insbesondere bei der Konkurrenz. Da die verkauften Stückzahlen üblicherweise leichter zu schätzen oder auch zu erheben sind als betriebsinterne Zahlen, können Sie so aus diesen Stückzahlen zumindest grob die Kosten der Konkurrenz abschätzen.

 

In der eigenen Firma kann das Konzept der Erfahrungskurve als Grundlage für betriebswirtschaftliche Entscheidungen sein. Ein Beispiel kann die Abwägung einer eigenen Produktion gegen eine Bestellung bei einem Zulieferer sein.

 

Mögliche Probleme mit der Erfahrungskurve

 

Gerade der von dieser Idee in den Raum gestellte einfache Zusammenhang kann zu Anwendungen führen, für die keine sachlichen Grundlagen bestehen. Zum einen hängt die Anwendbarkeit stark von der Branche und ihrer Kostenstruktur ab.

 

Zum anderen kann ein Fokus auf Stückzahlen auch den Blick auf andere wesentliche Faktoren verstellen. Dazu gehört die Entwicklung neuer Produkte statt einer anderen Herstellung der bereits eingeführten.

 

Konkurrenzunternehmen oder auch Ihre eigene Firma haben durchaus Möglichkeiten, die Effekte der Erfahrungskurve zu minimieren oder sogar zu vermeiden. Eine bekannte und oft genug angewendete Methode besteht in der Verlagerung der Produktion in Länder mit wesentlich niedrigeren Lohnkosten. Die Abhängigkeit dieser Idee vom Anteil der Lohnkosten an den Stückkosten macht die Grenzen der Anwendbarkeit der Methode klar.

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