Zentralbank

Zentralbank

Eine Zentralbank erfüllt geld– und währungspolitische Aufgaben. Dabei verfügt sie zumeist über das alleinige Recht, innerhalb eines Staates oder einer Währungsgemeinschaft Geld auszugeben. Je nach Funktion ist sie eine nationale (Bundesbank) oder eine supranationale (EZB) Institution. Innerhalb der weltweiten Finanz- und Währungssystems erfüllen Zentralbanken eine zentrale Rolle.

 

Die ersten Zentralbanken entstanden im 17. Jahrhundert. Die Schwedische Reichsbank und die Bank of England gelten als die ersten richtigen Zentralbanken der Welt. Heute existieren sie weltweit.

 

Wozu gibt es die Zentralbank?

 

Der Gesetzgeber gibt die Ziele einer jeden Zentralbank verbindlich vor. Diese sind in den jeweiligen Notenbankstatuten festgehalten. Zuerst sind sie stets für die Bewahrung der Preisniveaustabilität innerhalb ihres jeweiligen Währungsraumes verantwortlich. Daneben können sie aber noch jeweils eine Reihe weiterer Ziele verfolgen.

 

Preisniveaustabilität

 

ZentralbankDie Wahrung der Preisniveaustabilität ist die vorrangige Aufgabe aller Zentralbanken. Innerhalb einer Wirtschaft können die Preise für einzelne Waren und Dienstleitungen schwanken. Der Begriff Preisniveaustabilität bezieht sich jedoch auf die durchschnittliche Preisentwicklung eines Korbes an Waren und Dienstleitungen. Die Europäische Zentralbank (EZB) zieht hierfür beispielsweise die Entwicklung des Harmonisierten Verbraucherpreisindexes (HVPI) heran.

 

Die Wahrung der Preisniveaustabilität ist innerhalb einer Volkswirtschaft von großer Bedeutung. Sie ist Teil des sogenannten Magischen Vierecks, welches zusätzlich einen hohen Beschäftigungsgradaußenwirtschaftliches Gleichgewicht und ein angemessenes Wirtschaftswachstum umfasst. Allgemeinhin gilt die Preisniveaustabilität als essenziell für das Funktionieren einer Marktwirtschaft.

 

Um die Preisniveaustabilität zu wahren, ist eine jede Zentralbank bemüht, die Inflationsrate so weit wie möglich zu steuern. Zumeist strebt eine Zentralbank dabei eine Inflation nahe der 2-Prozent-Marke an. Eine höhere Inflation führt zu einem zu starken Verfall des Geldwertes, was mit einem Verlust von Kaufkraft einhergeht. Gleichzeitig kann eine negative Inflation das Wirtschaftswachstum behindern, da Marktteilnehmer ihr Geld in der Hoffnung auf weiter sinkende Preise zurückhalten.

 

Unterstützung der Wirtschaftspolitik

 

Viele Zentralbanken haben als nachrangiges Ziel die Unterstützung der allgemeinen Wirtschaftspolitik. Dies kann beispielsweise das Erreichen und Aufrechterhalten spezifischer Wachstums- und Beschäftigungsziele umfassen. Die Federal Reserve System der USA hat so z. B. auch einen Höchstgrad an Beschäftigung und moderate Langfristzinsen als zusätzliche Zielsetzung.

 

Bei den meisten Zentralbanken hat die Unterstützung der Wirtschaftspolitik eine nachrangige Bedeutung im Verhältnis zur Preisniveaustabilität. Die Unterstützung entsprechender Maßnahmen hängt daher stets davon ab, ob diese mit der Wahrung der Preisniveaustabilität vereinbar sind. Hierbei kann es jedoch auch Unterschiede geben. Die oben erwähnte Federal Reserve hat beispielsweise keine derartige Prioritätensetzung.

 

Welche Aufgaben hat eine Zentralbank?

 

Innerhalb eines Wirtschafts– und Währungssystems kommen einer nationalen Notenbank bzw. einer supranationalen Zentralbank diverse Aufgaben zu. Es handelt sich bei ihnen jedoch nicht um Geschäftsbanken. Das bedeutet, dass Privatpersonen kein Konto bei einer Zentralbank eröffnen oder einen Kredit bei ihr beantragen können.

 

Kontrolle der Geldmenge

 

ZentralbankEine Zentralbank hat das alleinige Recht, neues Geld auszugeben. Man bezeichnet dies auch als Notenmonopol. Sie kann dadurch die Menge des sich im Umlauf befindlichen Geldes kontrollieren. Für die Kontrolle der Preisniveaustabilität ist dies essenziell, da eine zu große Geldmenge die Inflation befeuert. Welche Institution dabei konkret für die Ausgabe von Banknoten und Münzen verantwortlich zeichnet, hängt vom jeweiligen System ab.

 

Innerhalb des Eurosystems obliegt es allein der Europäischen Zentralbank (EZB), die Ausgabe neuer Geldscheine und Münzen zu genehmigen. Unter Berücksichtigung der mengenmäßigen Beschränkung der EZB haben die einzelnen nationalen Notenbanken jedoch das Recht, selbst Münzen zu prägen und auszugeben. Aus diesem Grund haben Euromünzen im Gegensatz zu Euroscheinen jeweils ein länderspezifisches Design.

 

Aufgrund ihres Notenmonopols kommt einer Zentralbank auch die Aufgabe zu, die Qualität des umlaufenden Geldes zu kontrollieren. So sortiert sie regelmäßig Falschgeld aus und sorgt für den Austausch beschädigter Geldscheine und Geldmünzen.

 

Rolle als Bank und Kreditgeber

 

Unternehmen und Privatkunden können sich bei Geschäftsbanken über Darlehen mit frischem Geld versorgen. Auf die gleiche Weise ermöglicht es die Zentralbank den Geschäftsbanken wiederum, sich bei ihr neues Zentralbankgeld zu verschaffen. In diesem Sinne fungiert eine Zentralbank also als eine Bank der Banken. Zentralbanken stehen daher an der Spitze des weltweiten Finanz- und Bankensystems.

 

Nicht nur Geschäftsbanken können sich bei der Zentralbank mit frischem Geld versorgen. Auch öffentliche Institutionen können von dort Kredite erhalten. Eine direkte Finanzierung von Staatsschulden ist jedoch im Falle der EZB untersagt. Darüber hinaus sind Zentralbanken oftmals an der Kassenhaltung des öffentlichen Sektors beteiligt. Staatliches Guthaben befindet sich daher im Regelfall bei der Zentralbank.

 

Gleichzeitig können Notenbanken jedoch auch unmittelbarer innerhalb ihres Währungssystems eingreifen. Dies ist meist während Zeiten wirtschaftlicher Krisen der Fall. Dabei kann eine Notenbank als Kreditgeber oder Garant für in die Krise geratene Unternehmen und Geschäftsbanken auftreten. Dies wird meist als letztes Mittel angesehen, um eine Liquiditätskrise und einen Vertrauensverlust in das Bankensystem zu verhindern.

 

Die Zentralbank beaufsichtigt den Finanzmarkt

 

Nicht alle Zentralbanken haben die Finanzmarktaufsicht als Aufgabe. Ob dies der Fall ist, hängt vom individuellen Währungssystem ab. Eine solche Aufsicht kann sich konkret in der Überwachung der am Finanzmarkt teilnehmenden Institute sowie in Risiko- und Finanzmarktanalysen äußern. Im Falle Deutschlands obliegt die Bankenaufsicht der gemeinsamen Verantwortung von Bundesbank und BaFin.

 

Halten der Währungsreserve

 

Die Währungsreserven sind fester Bestandteil einer jeden Zentralbankbilanz. Es handelt sich dabei zum einen um umtauschbare Fremdwährungen (sogenannte Devisen). Diese können die Form von Bargeld, aber auch von Wertpapieren, Auslandskrediten und Bankguthaben annehmen. Gleichzeitig verfügen Zentralbanken auch über einen Bestand an Gold und Goldforderungen. Die Deutsche Bundesbank verfügt z. B. über Goldreserven im Wert von 3.378 Tonnen.

 

Währungsreserven stellen Zentralbanken liquide Mittel zur Verfügung, mit denen sie in den Devisenmarkt eingreifen können. Über deren An- und Verkauf können sie den Kurs der eigenen Währung beeinflussen.

 

Über welche Instrumente verfügt eine Zentralbank?

 

Für die Erfüllung ihrer geld– und währungspolitischen Aufgaben stehen Zentralbanken diverse Instrumente zur Verfügung. Diese erlauben es ihr, steuernd in den Finanzmarkt und die Wirtschaft einzugreifen.

 

Festlegung des Leitzinses

 

Der Leitzins legt fest, zu welchem Zinssatz sich Geschäftsbanken bei der Zentralbank frisches Geld leihen können. Er stellt das zentrale Steuerungsinstrument für Notenbanken dar.

 

Jede Geschäftsbank muss auf das von der Zentralbank verliehene Geld Zinsen zahlen. Diese Zinsen bestimmen wiederum, welche Zinsen die Geschäftsbanken von ihren eigenen Kunden für Darlehen verlangen. Ein niedriger Leitzins sollte also allgemeinhin ein Sinken des Zinsniveaus zur Folge haben. Steigt der Leitzins, verteuern sich wiederum auch die Kredite.

 

Die Festlegung des Leitzinses gilt sowohl als währungspolitische wie auch als geldpolitische Maßnahme. Durch einen höheren Zinssatz wird die entsprechende Währung auf den internationalen Kapitalmärkten attraktiver. Dies hat eine Aufwertung der Währung zur Folge. Gleichzeitig kann die Zentralbank über die Steuerung des Kreditniveaus auf die Nachfrage nach Investitions– und Konsumkrediten einwirken. Auf diese Weise kann sie die Nachfrage entweder ankurbeln oder einer Überhitzung des Marktes entgegenwirken.

 

Intervention an den Devisenmärkten

 

Über ihre Währungsreserven sind Zentralbanken in der Lage, am Devisenmarkt zu intervenieren. Dies ermöglicht es ihnen, den Wechselkurs der eigenen Währung im Vergleich zu Fremdwährungen zu beeinflussen. Eine solche Intervention gilt als währungspolitische Maßnahme.

 

Manche Notenbanken haben bei der Entscheidung über eine etwaige Intervention Handlungsspielraum. Andere wiederum unterliegen einer Interventionspflicht, falls feste Wechselkurse zwischen bestimmten Währungen vorgeschrieben sind.

 

Offenmarktgeschäfte

 

Zentralbanken können unmittelbar auf den Anlagemärkten aktiv werden. Dabei kaufen sie entweder Wertpapiere auf oder verkaufen diese wieder. Dies bezeichnet man auch als Offenmarktgeschäfte. Diese sind wiederum Teil der Geldpolitik, da die Zentralbank dem Markt damit entweder Geld zuführen oder dieses wieder entziehen kann.

 

Verkaufen Zentralbanken Wertpapiere auf dem Markt, ist von einer restriktiven Geldpolitik die Rede. Die Bank entzieht dem Markt dadurch Geld. Beim Zukauf führt die Zentralbank dem Markt hingegen zusätzliches Geld zu. Daher bezeichnet man dies auch als expansive Geldpolitik.

 

Verbale Eingriffe in den Markt

 

Das Wort von Zentralbanken hat am Finanzmarkt und in der Wirtschaft sehr viel Gewicht. Oftmals reicht bereits eine Erklärung seitens des Notenbankchefs aus, um die Märkte im begrenzten Umfang zu beeinflussen. Auf diese Weise kann die Zentralbank den Markt beispielsweise bereits frühzeitig auf zukünftige Eingriffe vorbereiten. Diese Art von Eingriff kann währungs– oder geldpolitischer Natur sein.

 

Festsetzen einer Mindestreserve

 

Eine Notenbank kann den Geschäftsbanken innerhalb ihres Währungsraumes vorschreiben, in welcher Höhe diese Mindestreserven unterhalten müssen. Es handelt sich dabei um ein Pflichtguthaben, welches eine Geschäftsbank bei der Zentralbank unterhalten muss.

 

Zentralbank und der Staat

 

Einige Zentralbanken können weitgehend unabhängig von staatlichen Einflüssen agieren. Andere wiederum sind weisungsgebunden.

 

Die US-amerikanische Federal Reserve ist z. B. unabhängig von staatlichen Weisungen. Die chinesische People’s Bank of China wiederum ist von den Weisungen der chinesischen Regierung abhängig. Die europäische EZB ist teilweise abhängig und teilweise unabhängig. Durch den Vertrag von Maastricht ist sie zielgebunden, kann jedoch selbst entscheiden, wie sie diese Ziele erreichen will.

 

Der Grund für die teilweise Unabhängigkeit ist der Versuch, eine zu expansive Geldpolitik zu verhindern. Regierungen bevorzugen eine solche Politik oftmals, da sie kurzfristig zu einer Verbesserung der Wirtschaft führt. Langfristig kann dies jedoch der Inflation Vorschub leisten.

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