Was ist ein Kreditor?

Was ist ein Kreditor?

In der Betriebswirtschaftslehre und im Rechnungswesen taucht der Begriff Kreditor auf. Hier bekommen Sie an Beispielen gezeigt, was sich hinter den Begriffen Kreditor und Debitor verbirgt.

 

Kreditor – Definition

 

Ein Kreditor ist eine Person oder Institution, die in Vorleistung geht und Dienstleistungen, Kapital oder Waren an einen Debitor liefert. Anders ausgedrückt ist ein Kreditor ein Gläubiger und ein Debitor ein Schuldner. Institutionen, Unternehmen, natürliche aber auch juristische Personen können als Kreditoren agieren.

 

Der Begriff Kreditor leitet sich vom lateinischen Wort „credere“ ab. Übersetzt heißt „credere“ in etwa anvertrauen, glauben oder vertrauen. Folglich basiert das Verhältnis zwischen Kreditor und Debitor ursprünglich auf Vertrauen (und heutzutage vornehmlich auf einer guten Bonität). Dennoch besteht bei jeder Transaktion, bei der keine sofortige Zahlung erfolgt, ein gewisses Risiko. Das Risiko für den Kreditoren, dass keine oder nur eine unvollständige Zahlung erfolgt, wird in der Debitorenbuchhaltung verwaltet.

 

Kreditor – Beispiele

 

Kreditor

Debitor ist, wer eine Ware erhalten hat und den Betrag noch schuldet

Ein Kreditor kann beispielsweise sein:

 

  • eine Bank, die Ihnen einen Kredit gewährt
  • ein Lieferant, der in Vorleistung geht und Ihnen Waren liefert
  • eine Agentur, die für Sie eine Dienstleistung erbringt, die Sie erst später bezahlen müssen

 

Erhält Ihr Unternehmen Waren mit einem späteren Zahlungsziel von einem Lieferanten, gelten Sie so lange als Debitor des Zulieferers, bis Sie die Rechnung beglichen haben. Buchhalterisch ist der Lieferant ein Kreditor Ihres Unternehmens, denn Sie schulden ihm Geld. Sie selbst können nicht nur Debitor, sondern auch Kreditor sein, wenn Sie beim Verkauf von Dienstleistungen oder Waren an Auftraggeber oder Kunden in Vorleistung gehen.

 

Debitoren und Kreditoren in der Buchhaltung

 

Jedes Unternehmen muss Debitoren und Kreditoren buchhalterisch erfassen. Laut Handelsgesetzbuch (HGB) gehören Kreditoren in die Bilanzposition „Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen“ (§ 266 Abs. 3 C 4 HGB). Debitoren zählen hingegen zur Bilanzposition „Forderungen aus Lieferungen und Leistungen“. Durch die getrennte Auflistung ist eine bessere Bilanzklarheit gegeben. Zudem können sich sachkundige Dritte schnell einen Eindruck davon verschaffen, wie hoch der Anteil an Kreditorenverbindlichkeiten in einem Unternehmen oder in einer Branche ist.

 

Debitoren und Kreditoren werden somit getrennt geführt. Der Unterschied zwischen der Kreditorenbuchhaltung und der Debitorenbuchhaltung ist, dass sich Letztere mit den offenen Forderungen des Unternehmens befasst. Das ist insofern wichtig, da Forderungen aus handelsrechtlicher Sicht betrachtet zum Umlaufvermögen eines Unternehmens zählen. Neben dem Eintreiben offener Forderungen hat die Debitorenbuchhaltung eine weitere sehr wichtige Aufgabe. Sie ist für das Einschätzen der Bonität von Kunden (potenziellen oder existenten Debitoren) zuständig.

 

Die Kreditorenbuchhaltung kümmert sich indes um kreditorische Eingangsrechnung, offene Posten, Zahlungsveranlassungen, die Kreditorenstammsatzpflege sowie um die Reisekostenabrechnung der Mitarbeiter.

 

Da es für jedes Unternehmen wichtig ist, offene Verbindlichkeiten und Forderungen direkt im Blick zu haben, erhält jeder Schuldner und Gläubiger eine eigene, individuelle Nummer. Über diese Debitoren– oder Kreditorennummer können alle Gläubiger und Schuldner in der Debitorenbuchhaltung beziehungsweise Kreditorenbuchhaltung schnell gefunden werden.

 

Risiko als Kreditor

 

CashflowUm als Gläubiger das Risiko überschaubar zu halten, kann Debitoren ein debitorenindividuelles Limit (Kreditorenlimit) eingeräumt werden, bis zu dem Leistungen oder Waren geliefert werden. Bei der Bestimmung des Limits sind BankauskünfteBüroauskünfte und Jahresabschlüsse hilfreich.

 

Ist das Limit überschritten, finden vorerst keine weiteren Dienstleistungserbringungen oder Lieferungen an den Debitor statt. So schützt sich der Gläubiger vor großen finanziellen Ausfällen durch einen zahlungsunwilligen oder zahlungsunfähigen Kunden. Erst nach einer (Teil-)Zahlung kann der Schuldner wieder auf Ziel bestellen oder beauftragen.

 

Eine Teilzahlung bewirkt, dass das Limit nicht ausgereizt ist, was theoretisch eine weitere Bestellung bis zum Kreditlimit ermöglicht. Zahlt der Debitor nicht zum vereinbarten Termin, steht dem Kreditoren der Rechtsweg offen (etwa über das gerichtliche Mahnverfahren). Dies gilt, solange der Debitor nicht insolvent ist.

 

Eine alternative Möglichkeit, um das Risiko für den Gläubiger zu minimieren, ist die Lieferung gegen Eigentumsvorbehalt. Dabei geht die gelieferte Ware im Falle von Nichtzahlung oder Insolvenz aus dem Besitz des Debitors wieder in den Besitz des Kreditoren zurück. Der Eigentumsvorbehalt ist eine originäre Kreditsicherheit für den Gläubiger.

 

Kreditorenlaufzeit und Kreditorenziel

 

KreditorBei der Begleichung von Rechnungen spielt die sogenannte Kreditorenlaufzeit eine Rolle. Sie wird auch als Lieferantenziel bezeichnet und bezieht sich auf den Zeitraum, der zwischen Rechnungseingang und dem Zeitpunkt der Rechnungsbegleichung liegt. Genauer gesagt, gibt sie an, wie lange ein Unternehmen einen Lieferantenkredit in Anspruch nimmt und für den Ausgleich der Rechnung braucht. Kurze Kreditorenlaufzeiten suggerieren eine gute Liquidität, lange Kreditorenlaufzeiten deuten auf potenzielle Probleme hin.

 

Das Pendant ist die Debitorenlaufzeit. Sie misst, wie lange es dauert, bis ein Debitor des Unternehmens seine Rechnung bezahlt. Das Ziel eines jeden erfolgreichen Unternehmens ist, die Debitorenlaufzeiten kürzer als die Kreditorenlaufzeiten zu gestalten, um so die Liquidität des Unternehmens zu erhöhen.

 

In der Betriebswirtschaftslehre und der Bilanzanalyse findet eine weitere Kennzahl Verwendung: das Kreditorenziel. Die Kennzahl gibt die Umschlaggeschwindigkeit der Kreditoren an und drückt aus, wie schnell Verbindlichkeiten bezahlt werden. Das Kreditorenziel spiegelt die Zahlungsmoral eines Unternehmens wider.

 

Debitorische Kreditoren

 

Debitorische Kreditoren stehen in der Schuld des Debitors. Grund dafür kann etwa sein, dass der Debitor Ware bestellt und bezahlt hat und anschließend diese Ware reklamiert. Dadurch schuldet ihm der Kreditor die Rückerstattung des Warenpreises. Auch eine andere ÜberzahlungDoppelzahlung oder nachträgliche Gutschrift kann dazu führen, dass ein Kreditorenkontoeinen Sollsaldo aufweist.

 

Debitorische Kreditoren tauchen in der Bilanz unter „Sonstige Vermögensgegenstände“ als Forderung auf, wirken aber nicht schuldenmindernd (Saldierungsverbot im Jahresabschluss).

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