Sichteinlagen – Wesen und Herkunft bei Geschäftsbanken

Sichteinlagen – Wesen und Herkunft bei Geschäftsbanken

Sichteinlagen sind Geldvermögen, das Sie bei Banken halten und jederzeit für Zahlungen verwenden können. Das kann die Abhebung von Bargeld sein. Als Alternative können Sie Beträge mit einer Überweisung oder der Verwendung Ihrer Kontokarte bewegen.

 

Solche Zahlungen sind der Hauptgrund für das Halten von Sichteinlagen. Der Name leitet sich aus dieser Verwendung her, da das Geld ‚auf Sicht‘ verfügbar ist.

 

Die genaue Definition

 

In Deutschland gelten Bankguthaben mit einer Kündigungsfrist von bis zu einem Monat als Sichteinlagen. Länger gebundene Spareinlagen können Sie bis zu einer Grenze von 2000 Euro ebenfalls jederzeit abheben, allerdings unter Verzicht auf die sonst gewährte Verzinsung. Trotzdem zählen solche Geldvermögen nicht zu den Sichteinlagen.

 

Wie verhält es sich mit Spareinlagen mit einer Kündigungsfrist von weniger als einem Monat? Nach den Regeln der deutschen Bundesbank wurde der Inhalt solcher Konten zu den Sichteinlagen gerechnet. Die Europäische Zentralbank betrachtet diese Beträge allerdings nicht als solche, was der derzeitigen Rechtslage entspricht.

 

Arten von Sichteinlagen

 

SichteinlagenDer am weitesten verbreitete Typ von Sichteinlagen liegt auf Girokonten, die für den Zahlungsverkehr vorgesehen und dafür optimiert sind. Heute erhalten Sie praktisch alle Lohn- und Renteneinkommen direkt auf ein Girokonto überwiesen.

 

Zu den Sichteinlagen zählen aber auch Guthaben auf Tagesgeldkonten. Diese sind als Geldanlage gedacht und bieten eine wenn auch sehr kleine Verzinsung. Im Gegensatz zu einem Girokonto können Sie ein Tagesgeldkonto nicht überziehen. Auch für Zahlungsverkehr ist ein solches Konto nicht verwendbar, da Sie auf die Guthaben nur mit der Überweisung auf ein Girokonto zugreifen können.

 

Eine erst seit kurzem bestehende Möglichkeit zur Anlage von Sichtguthaben besteht in der Einzahlung auf Prepaid Kreditkarten. In diesem Fall bezieht sich der Begriff ‚Kreditkarte‘ nicht auf ein Darlehen und eine Möglichkeit zur späteren Bezahlung, sondern nur auf die Verwendbarkeit der Beträge. Sie können nur die vorher einbezahlte Summe tatsächlich ausgeben.

 

Vorteile

 

Warum halten Sie als Bankkunde Sichteinlagen statt Bargeld? Die Guthaben auf Konten sind vor Gefahren wie Verlust, Diebstahl und physischer Zerstörung sicher verwahrt. Eine Verzinsung ist möglich, wird aber auch bei hohen Leitzinsen niedrig ausfallen. Im derzeitigen Niedrigzinsumfeld können Sie nicht mit einer nichttrivialen Verzinsung von Sichteinlagen rechnen. Der Zinssatz wird sich im Bereich einiger Hundertstel eines Prozents bewegen.

 

Sichteinlagen haben im Vergleich mit Bargeld auch andere Vorteile. Für Bezahlungen mit Kontokarte oder mit Überweisung sind nur solche Beträge verfügbar. Insbesondere für Zahlungen online ist Bargeld nicht verwendbar.

 

Die Herkunft von Sichteinlagen

 

Für die Annahme von Sichteinlagen und ihre Verwaltung ist eine Banklizenz erforderlich. Die Entstehung von Sichteinlagen durch andere Vorgänge als die Bareinzahlung macht diese Voraussetzung plausibel. Sie werden zusammen mit Bargeld zur Geldmenge vom Typ M1 gezählt, was ihrer sehr ähnlichen Verwendungsmöglichkeit entspricht.

 

Die üblicherweise betrachtete Entstehung von Sichteinlagen ist die Einzahlung von Bargeld auf ein Konto bei einer Bank. So führen Sie Zentralbankgeld in Sichteinlagen über.

 

Die Banklizenz erlaubt der Bank allerdings auch, sogenanntes Giralgeld zu schöpfen, also neu zu schaffen. Ein einfacher Fall beginnt mit der Einzahlung eines Betrags von beispielsweise 100 Euro auf ein Girokonto. Jetzt besteht ein Sichtguthaben eines Kontoinhabers von 100 Euro. Die Bank kann nun einem anderen Kontoinhaber einen Kredit von 100 Euro einräumen und ihm 100 Euro auf sein Konto überweisen. Der Kreditnehmer hat jetzt zwar eine Rückzahlungsverpflichtung für die Zukunft, aber die gesamten Sichtguthaben sind für längere Zeit auf 200 Euro angestiegen und können für Zahlungen verwendet werden.

 

Für diese neuen Sichtguthaben ist also keine Aktion der Zentralbank notwendig. Dieser Geldschöpfung mit Kredit sind nur durch Anforderungen an das Eigenkapital und die Mindestreserven Grenzen gesetzt.

 

Verwendung von Sichteinlagen durch die Bank

 

Da man Sichteinlagen jederzeit abheben oder auf andere Konten übertragen kann, kann die Bank nicht mit der Verfügbarkeit dieser Geldvermögen rechnen. Nach Erfahrungswerten bleibt aber ein gewisser Prozentsatz derer auf den Konten liegen. Diesen kann die Bank längerfristig anlegen und dafür höhere Zinsen einnehmen, als sie selbst auf Sichteinlagen gewährt.

 

Dieser Zinsunterschied trägt zum Bankgewinn bei. Den Unterschied zwischen der Laufzeit der Kreditgewährung durch die Bank und der sofortigen Verfügbarkeit der Sichteinlagen nennen wir Laufzeitinkongruenz.

 

Mögliche Probleme

 

Die Ausführungen zu Mindestreserven und Geldschöpfung werfen die Frage auf, was bei zu umfangreicher Verwendung oder Abhebung von Sichteinlagen geschieht. Ab einem bestimmten Punkt kann eine Geschäftsbank kein Bargeld mehr auszahlen und womöglich auch keine Überweisungen mehr tätigen.

 

Üblicherweise kommt es zu dieser Situation nur dann, wenn Zweifel an der Solidität der Bank aufkommen und Kunden ihr Geld noch möglichst schnell in Sicherheit bringen wollen. Dann wird die Bank entweder verstaatlicht oder es wird eine Garantie der Zentralbank gegeben, die den Bankrun stoppen kann.

 

Auch bei Zahlungsunfähigkeit der Bank aufgrund schlechter Geschäftsführung können zumindest Privatkunden bis zu einem Betrag von 100.000 Euro auf eine Einlagensicherung zurückgreifenSichteinlagen bis zu dieser Höhe werden Ihnen also auch bei Zahlungsunfähigkeit Ihrer Bank ersetzt.

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