Was ist der Leverage Effekt?

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Was ist der Leverage Effekt?

Durch den Leverage Effekt verbessern Investoren und Unternehmer die Rendite des eingesetzten Eigenkapitals, indem sie einen Teil ihrer Investitionen mit Fremdkapital finanzieren. Was zunächst paradox klingt, ist im Prinzip einfach und als Leverage Effekt bekannt.

 

Was ist der Leverage Effekt?

 

Der sogenannte Leverage Effekt, auf Deutsch Hebeleffekt, bezeichnet die Möglichkeit, durch den Einsatz von Fremdkapital, beispielsweise Krediten, die Eigenkapitalrentabilität eines Unternehmens zu erhöhen. Das heißt, bei Investition in Maschinen und Anlagen oder dem Kauf von Waren, reduziert man den Eigenkapitalanteil zugunsten eines höheren Fremdkapitalanteils. Voraussetzung für einen positiven Leverage Effekt ist, dass die Kosten für das Fremdkapital unter der Gesamtkapitalrentabilität des Unternehmens liegen. Nur in diesem Fall erhöht sich die Eigenkapitalrentabilität durch den Leverage Effekt.

 

Lese-Tipp: Die Eigenkapitalrentabilität als das Maß (fast aller) Dinge

 

Ein Beispiel für den Hebel-Effekt

 

Ein Unternehmen kauft eine Maschine für 50.000 EUR. 60 % des Kaufpreises, das heißt 30.000 EUR werden über einen Kredit finanziert. Für diesen Kredit muss das Unternehmen 3 % oder 900 EUR Zinsen jährlich bezahlen. 20.000 EUR bezahlt das Unternehmen selbst. Mit dieser Maschine kann das Unternehmen einen Gewinn von 20.000 EUR pro Jahr erzielen. Daraus ergibt sich vereinfacht eine Eigenkapitalrendite:

 

(Gewinn – Zinsen) / Eigenkapital x 100 % = Eigenkapitalrendite

(20.000 EUR – 900 EUR) / 20.000 EUR = 95,5 %

Würde das Unternehmen die Maschine ohne eine Anteil Fremdfinanzierung kaufen, wäre die Eigenkapitalrendite deutlich geringer:

20.000 EUR / 50.000 EUR = 40 %

 

Das Unternehmen könnte den Hebeleffekt nutzen, um mit dem vorhandenen Eigenkapital zwei statt einer Maschine zu kaufen und dadurch schneller zu wachsen. Voraussetzung ist natürlich, dass die mit den Maschinen hergestellten Produkte auch verkauft werden können. Der Leverage Effekt kann also nicht beliebig gesteigert werden.

 

Welche Grenzen hat der Leverage Effekt?

 

Theoretisch kann der Leverage Effekt beliebig erhöht werden. Allerdings ist dann in den meisten Fällen die Zinsbelastung irgendwann für das Unternehmen zu hoch und das Unternehmen gerät in die Überschuldung. Im Handel und im produzierenden Gewerbe stößt die Steigerung des Hebeleffekts in der Praxis schnell an seine Grenzen. Einmal auf der Seite des Einkaufs, da die Liefer- oder Produktionsmenge bestimmter Produkte in den meisten Fällen nicht beliebig gesteigert werden kann. Auf der anderen Seite sind dem Absatz der Produkte durch die Aufnahmefähigkeit des Marktes Grenzen gesetzt, da nicht beliebig viele Kunden das hergestellte Produkt kaufen können oder wollen.

 

Wann und wo ist der Leverage Effekt genutzt?

 

Unternehmen nutzen den Leverage Effekt bei praktisch jeder größeren Investition. Große Investitionen können oft nicht ohne einen Anteil Fremdkapital vorgenommen werden. Selbst wenn das Eigenkapital für die Investition ausreichen würde, ist es aus betriebswirtschaftlicher Sicht sinnvoll, einen Teil der Investition mit Fremdkapital zu finanzieren. Einerseits verbessert sich dadurch die Eigenkapitalrendite. Zudem bindet man nicht das gesamte Eigenkapital für eine Investition und steht somit für weitere Investitionen zur Verfügung.

 

Leverage Effekt bei der Immobilienfinanzierung

 

Das gesparte Kapital reicht nur bei wenigen Bauherrn, um den Bau des Eigenheims vollständig selbst zu finanzieren. Die meisten Bauherren nutzen daher, ohne es zu wissen, den Leverage Effekt für die Finanzierung. Bei der Immobilienfinanzierung verlangen die Banken meist einen Eigenkapitalanteil von rund 20 bis 30 % je nach Bonität des Bauherrn.

 

Die übrige Finanzierungssumme wird mit Krediten finanziert, die langfristig zurückgezahlt werden. Der Hebeleffekt ermöglicht Bauherrn, ihr Eigenheim frühzeitig zu bauen, ohne warten zu müssen, bis das gesparte Kapital für die Finanzierung ausreicht. Am Ende der Finanzierung ist die Immobilie dann in den meisten Fällen mehr wert, als die Fremdfinanzierung gekostet hat.

 

Leverage Effekt im Wertpapierhandel.

 

Wer den Leverage Effekt nutzt, investiert clever

Wer den Leverage Effekt nutzt, investiert clever

Bei speziellen Wertpapieren, den sogenannten Derivaten, sprechen Investoren ebenfalls von einem Hebel. Hier bezieht sich der Leverage-Effekt darauf, dass mit einem geringen Kapitaleinsatz relativ große Positionen in den, den Derivaten zugrunde liegenden Basiswerten, den Aktien, eingegangen werden können.

 

Das heißt, die Anleger müssen nur einen Bruchteil des Kaufpreises selbst aufbringen, den Rest leihen Sie sich bei einem Broker. Durch den Hebeleffekt wirken sich Kursänderungen des Basiswertes auf die Position des Investors deutlich stärker aus. Der Hebeleffekt kann bei diesen Anlagen jedoch zu einem Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen.

 

Leverage Effekt bei Firmenübernahmen

 

Den Hebeleffekt nutzt man häufig für die Übernahme ganzer Unternehmen oder von Unternehmensteilen. Einen zum großen Teil fremdfinanzierter Erwerb eines anderen Unternehmens bezsichnet man als Leveraged Buy Out (LBO). Oft beträgt bei diesen Übernahmen der Anteil Fremdkapital zu Eigenkapital 90 zu 10.

 

Die Aktiva des übernommenen Unternehmens und die Aktiva des erwerbenden Unternehmens dienen bei diesen Überannahmen regelmäßig als Sicherheit für die aufgenommenen Kredite. Auf diese Weise ist die Akquisition großer Unternehmen möglich, ohne dass viel Eigenkapital eingesetzt werden muss. Investoren nutzen Leveraged Buy Outs, um das übernommene Unternehmen nach relativ kurzer Zeit gewinnbringend wieder zu verkaufen.

Ein Beispiel für die Wirkung des Leverage-Effekt bei der Übernahme eines Unternehmens

 

Eine Investorengruppe kauft im Rahmen einer strategischen Akquisition ein Unternehmen für 10 Millionen Euro. 9 Millionen Euro vom Kaufpreis werden mit Bankkrediten finanziert. Das Eigenkapital beträgt 1.000.000 EUR. Als Sicherheiten für die Kredite dienen die Aktiva des Unternehmens. Die Kredite müssen jährlich mit 5 % (45.000 EUR) verzinst werden. Durch geeignete Maßnahmen verbessert man die Rentabilität des Unternehmens nach der Übernahme, sodass der Unternehmenswert steigt. Die Investoren verkaufen das Unternehmen nach 3 Jahren für 12,5 Millionen Euro weiter. Die Eigenkapitalrendite der Investoren beträgt nach 3 Jahren:

 

(12.500.000 EUR – 10.000.000 EUR – 3 x 45.000 EUR) / 1.000.000 EUR x 100 % = 236,5 %

Das heißt, die Investoren konnten ihr eingesetztes Kapital innerhalb von drei Jahren mehr als verdoppeln.

Wann führt der Leverage Effekt zu Verlusten?

 

Wenn die Kapitalkosten für die Fremdfinanzierung höher sind als die Gesamteigenkapitalrentabilität eines Unternehmens, kehrt sich der Hebeleffekt um und führt zu Verlusten. Wenn beispielsweise die Zinsen für einen Kredit 5. 000 EUR im Jahr betragen und der mit der Finanzierung erwirtschaftete Gewinn aber nur 4.000 EUR beträgt, resultiert aus dem Leverage Effekt ein Verlust.

 

Unternehmen sollten daher weitestgehend sicherstellen, dass man mit der operativen Tätigkeit eine Rendite erzielt, die deutlich über dem Fremdkapitalzins für die aufgenommenen Kredite liegt. Grundsätzlich gilt, je höher der Fremdfinanzierungsanteil ist, umso höher ist das finanzielle Risiko für ein Unternehmen.

 

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