Frauenquote

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Frauenquote

In der heutigen Zeit klingt es fast wie eine Utopie: Bis 1977 mussten Frauen ihre Ehemänner fragen, ob sie arbeiten gehen dürfen. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich jedoch so einiges getan und Frauen können inzwischen viele Errungenschaften für sich verbuchen. Berufstätige Frauen sind heute selbstverständlich. Allerdings haben Frauen immer noch nicht dieselben Karrierechancen wie Männer. In Führungspositionen sind Frauen die Ausnahme. Der Begriff der „Frauenquote“ ist daher heute in aller Munde.

Was ist eine Frauenquote?

In Führungspositionen großer Firmen sind Frauen bis heute sehr selten anzutreffen. Sarah arbeitet zum Beispiel seit 20 Jahren in einem internationalen Unternehmen. Dort hat sie es bis zur Bereichsleiterin geschafft. Die Chance, dass sie es irgendwann in den Vorstand oder Aufsichtsrat schafft ist jedoch sehr gering – diese Bereiche sind bis heute männlich dominiert. Sarah findet, dass sich auch im Top-Management ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis widerspiegeln sollte.

Der Weg, auf welchem das erreicht werden soll, gilt allerdings als umstritten. Eine Möglichkeit wäre die gesetzlich festgeschriebene Frauenquote. Hier legt der Staat den Anteil an Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten gesetzlich fest. Deutschland diskutiert beispielsweise gerade eine Frauenquote von bis zu 40%.

Gründe, die für die Frauenquote sprechen

Für eine gesetzlich festgelegte Frauenquote sprechen viele Gründe. Wir können nur dann von Gleichberechtigung sprechen, wenn Frauen auch berufliche Gleichberechtigung erfahren. Frauen müssen die gleichen Chancen auf Chefpositionen haben wie ihre männliche Kollegen. Der Einstieg in wichtige Positionen würde durch die Frauenquote erheblich erleichtert werden.

Während Männer viel leichter an gut bezahlte und wichtige Posten herankommen, bekommen Frauen diese Aufstiegschancen häufig nicht geboten. Berufliche Pausen aufgrund von Schwangerschaft oder Karenz können sich nachteilig auf die Karriere auswirken. Da viele Frauen Beruf und Familie unter einen Hut bringen wollen bzw. müssen, erfahren sie häufig Nachteile und landen auch öfter in Teilzeitverhältnissen oder prekären Dienstverhältnissen. Frauen sind auch häufiger von Altersarmut bedroht.

Damit auch Frauen gesellschaftlich wichtige Positionen einnehmen können, braucht es eine Frauenquote. Mit Hilfe dieser Quote können Frauen mehr Einfluss auf wirtschaftliche Ereignisse nehmen und bilden einen wichtigen Teil der führenden Basis. Bereits eine Frauenquote von 30 Prozent geht mit grundlegenden Veränderungen einher. Dabei geht es nicht nur darum, Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern herzustellen.

Das Arbeitsklima in gemischten Gruppen ist nachweislich besser als in gleichgeschlechtlichen Gruppen. Sind beide Geschlechter in einem ausgewogenen Verhältnis vorhanden, führt das zu mehr Auflockerung, Weitblick und Offenheit. Frauen und Männer können sich so besser untereinander austauschen und voneinander lernen. Gleichberechtigung bedeutet nicht, dass Frauen und Männer nicht verschieden sind – im Gegenteil! Geht es um wirkliche Gleichberechtigung, werden die Unterschiede anerkannt und man begegnet sich auf Augenhöhe.

In welchen Ländern gibt es eine Frauenquote?

Keinerlei gesetzliche Ziele für mehr Gleichberechtigung in Führungsetagen von Unternehmen haben zehn Nationen in Europa. Dazu gehören unter anderem Zypern und Malta. In Ländern wie Dänemark, Schweden, Großbritannien, Irland, Griechenland, Polen und Rumänien werden hingegen rechtlich unverbindliche Empfehlungen ausgesprochen. Rechtlich bindende Quoten gibt es in insgesamt zehn Nationen Europas – zum Gleichstellungsspitzenreiter zählt Norwegen. Auf den Folgeplätzen befinden sich – allerdings teils mit großem Abstand – Italien, Portugal, Spanien, Belgien, Frankreich, Island, Österreich und die Niederlande. Deutschland bildet das Schlusslicht dieses Rankings.

Die Frauenquote in Deutschland

Eine Analyse hat ergeben, dass Deutschlands Frauenquote zwar Sanktionen bei Missachtung vorsieht, allerdings fallen diese sehr milde aus. Während einige EU-Nationen rechtlich bindende Quoten zwischen 33 bis 40 Prozent aufweisen, weist Deutschland im Vergleich dazu, eine relativ niedrige Quote mit 30 Prozent auf. Zudem gilt die Frauenquote in Deutschland nicht für Vorstandsposten, sondern nur für jene 107 Unternehmen, die sowohl börsennotiert als auch paritätisch mitbestimmt sind.

Wie könnte sich die deutsche Position im Ranking verbessern?

Würde die Geschlechterquote auf alle börsennotierten und staatlich kontrollierten Unternehmen ausgeweitet werden, könnte sich die deutsche Position im Ranking spürbar verbessern. Die bisherige Reichweite würde sich von den bisherigen 107 Unternehmen auf circa tausend erhöhen. Wenn die Quote schließlich auch für Vorstände gelten würde und schärfere Sanktionen bei Nichteinhaltung der Geschlechterquote verhängt würden, könnte Deutschland im Ranking sogar auf Platz vier vorrücken.

Wie sieht der Frauenanteil in deutschen Unternehmen momentan aus?

Eine Analyse der Top-500-Familienunternehmen in Deutschland brachte ein ernüchterndes Ergebnis: Gerade einmal 13,6 Prozent (umgerechnet 68) der 500 größten Familienunternehmen des Landes zählen überhaupt eine Frau im Vorstand oder in der Geschäftsführung. In 432 Unternehmen ist die Geschäftsführung ausschließlich von Männern besetzt bzw. ist der Vorstand rein männlich.

Eine Studie der Allbright-Stiftung ergab Ähnliches: Nur 7 Prozent der größten 100 Familienunternehmen in Deutschland hat weibliche Geschäftsführerinnen. Leider sieht das auch in mittelständischen Unternehmen nicht anders aus: Nur wenige weibliche Namen tauchen hier auf, was zeigt, dass der Mittelstand ein Männerproblem hat.

Aus weiteren Studien geht sogar Folgendes hervor: Je größer das Unternehmen, desto weniger Frauen arbeiten dort anteilig. Die Anzahl weiblich Beschäftigter verhält sich also gegenläufig zur Betriebsgröße. Diese Tendenz zieht sich bis in die obersten Führungsetagen. Während Frauen in Kleinstbetrieben noch zu 26 Prozent in der Führungsebene vertreten, sinkt dieser Prozentsatz in Kleinbetrieben bereits auf 20 Prozent. In Großunternehmen sinkt der Anteil schließlich auf unter 5%,

Männer- und Frauendomänen

In den verschiedenen Wirtschaftszweigen und Branchen sind Frauen und Männer unterschiedlich oft vertreten. Frauen ergreifen häufig Berufe im Gesundheitswesen und im Bereich privater Dienstleistungen. Der Anteil an Frauen ist mit 67% in diesen Bereichen am höchsten. Daher sind Frauen auch zu 39% auf der ersten Führungsebene im gesundheitlichen bzw. sozialen Sektor anzutreffen.

 

Die Vermutung liegt nahe, dass Frauen in weiblich dominierten Branchen auch öfter führen. Sieht man sich hingegen im Kredit– und Versicherungswesen um, in dem Frauen 53% der Beschäftigten stellen, sind nur 10 Prozent der Frauen in der Führungsetage vertreten.

Wichtige Fakten zur Geschlechterquote auf einen Blick:

  • In Deutschland beträgt der Anteil weiblicher Führungskräfte 32%
  • Auf der unteren Managementebene sind 39% der Führungskräfte weiblich
  • In der Privatwirtschaft sind 27% der Führungskräfte weiblich, im öffentlichen Dienst hingegen 48%
  • Im mittleren Management sind es nur noch 18%
  • Während Männer in Führungspositionen nur 20% der Hausarbeit verrichten, leisten Frauen in Führungspositionen 59% der Hausarbeit
  • Im Top Management sinkt dieser Anteil auf 15%
  • Frauen in Führungspositionen sind um 42% seltener verheiratet als ihre männlichen Kollegen in Führungspositionen
  • Im Schnitt sind weibliche Führungskräfte 40 Jahre alt
  • Frauen in der Führungsetage bekommen seltener Kinder als ihre männlichen Kollegen: Nur 23% haben Kinder, während 37% der männlichen Führungskräfte Kinder haben
  • Im Durchschnitt verdient eine Frau in Führungsposition 28% weniger als ein Mann in Führungsposition

Fazit: Das spricht für die Frauenquote

Wenn man einen Blick in die obersten Führungsetagen Deutschlands wirft, sieht es relativ düster für Frauen aus: Weibliche Führungskräfte stellen nur einen Bruchteil dar. Wichtige Positionen in Vorstand und Aufsichtsrat sind meist von Männern dominiert. Frauen bekommen häufig erst gar nicht die Chance, beruflich aufzusteigen.

Um das ändern, wurde in insgesamt 10 EU-Nationen die Geschlechterquote eingeführt. In Deutschland gibt es eine gesetzlich vorgeschriebene Frauenquote von 30 Prozent und der Staat spricht Sanktionen bei Nichteinhaltung aus. Allerdings gibt es zwei Haken: Die Sanktionen fallen relativ mild aus und die Frauenquote gilt nicht für alle Unternehmen. Im Vergleich zu Ländern wie etwa Norwegen und Spanien fällt die Frauenquote in Deutschland außerdem weitaus geringer aus.

Wie Untersuchungen zeigen konnten, wirkt sich ein höherer Frauenanteil in der Führungsetage positiv auf den Unternehmenserfolg aus. Die Kultur und das Arbeitsklima im Unternehmen werden durch die besonderen Fähigkeiten von Frauen und durch ihre spezifische Sichtweise bereichert. Frauen bringen Vielfalt ins Unternehmen und gemischte Gruppen sorgen für mehr Weitblick und Offenheit.

Ein ausgewogener Mix der Geschlechter, aber auch der Kulturen und Generationen trägt zu einer repräsentativen Abbildung der Gesellschaft bei, erhöht die Mitarbeitermotivation und beeinflusst die Kundenzufriedenheit positiv. Von einer Frauenquote profitieren also nicht nur die Frauen selbst, sondern auch das Umfeld.
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