Acqui Hire – den Begriff sollten Sie sich merken!

Acqui Hire – den Begriff sollten Sie sich merken!

Werden Start-Ups für Millionen von anderen Unternehmen gekauft, geht es bei einem Acqui Hire weniger um die Dienstleistung, Idee oder Software des Start-Ups, sondern um die dort beschäftigten Mitarbeiter. Die Bezeichnung Acqui Hire setzt sich dabei aus den beiden Worten Aquisition und Hiring zusammen, womit deren Bedeutung ersichtlich wird: Ein (meist) Start-Up wird gekauft, damit man das dort arbeitende Team im eigenen Unternehmen anstellen kann. Auch interessant: wie ein virtueller Datenraum beim Unternehmensverkauf unterstützen kann.

 

Pfiffige Taktik zur Personalsuche

 

Seit einigen Jahren kaufen Unternehmen wie Yahoo junge Start-Ups auf und rekrutieren auf diese Weise visionäre Teams für ihre eigenen Bereiche. Wer mit einer pfiffigen Idee von sich reden macht und daraus ein Erfolg versprechendes Geschäft aufzieht, kann sich mitunter schnell über ein lukratives Angebot freuen. Schließlich suchen die bereits etablierten Firmen des Silicon Valley ständig nach neuen Ideen und kreativen Köpfen.

 

Kann man die künftigen Mitarbeiter mit einer solch gezielten Übernahme in die eigene Organisation eingliedern, sparen sich die Firmen den Einsatz von Headhuntern, brauchen keine Stellen auszuschreiben und mühselige Bewerbungsprozesse zu initiieren, sondern bekommen gleich ein eingespieltes Team. Besonders in den Bereichen, in denen Digitalisierung, Disruption und Industrie 4.0 eine Rolle spielen, gewinnen derartige Transaktionen an immer mehr Bedeutung.

 

Acqui Hire ist in den USA erfolgreich

acqui hire

Während Yahoo sich die klugen Köpfe gesichert hat, die hinter Wander, Milewise, GoPollGo und möglicherweise auch Tumblr stecken, aquirierte Facebook dafür Drop.io, FriendFeed und WhatsApp. Google dagegen übernahm Titan Aerospace, JetPac und Nest – um nur einige der bekanntesten zu nennen.

 

Manchmal findet ein Teil der Technologie Einzug in das neue Mutterunternehmen, manchmal verkauft man die Produkte ebenfalls weiter. Manchmal bleibt das Produkt des Start-Ups als eigenständige Marke erhalten, wie beispielsweise bei WhatsApp. In jedem Fall werden entweder Teile der Belegschaft oder gleich das ganze Team übernommen. Bei den meisten Fällen verpflichten sich die Mitarbeiter des gerade übernommenen Start-Ups, für eine Weile im neuen Unternehmen zu bleiben.

 

Für beide Unternehmen eine Win-win-Situation

 

Sowohl für das Start-Up, als auch für das große Unternehmen ist der Kauf ein Gewinn. Schließlich sind viele Start-Ups ständig auf der Suche nach Risikokapital, um ihre geschäftliche Idee zu verwirklichen. Wird das Start-Up aufgekauft, kann es sich sein innovatives Image bewahren – und entging möglicherweise damit einer drohenden Pleite.

 

Auch wenn die Mitarbeiter noch so talentiert sind und das Start-Up eine hervorragende Idee hat, ohne eine sogenannte Due Diligence-Prüfung sollte man kein Unternehmen kaufen. Sämtliche Unterlagen, Bücher, Verträge und die gesamte geschäftliche Situation sollte man vor einem Kauf sorgfältig prüfen. Allerdings sind die Dokumentationen gerade bei Start-Ups nicht so lückenlos, wie sich ein künftiger Käufer das wünschen würde.

 

Den Kauf des Unternehmens früh vorbereiten

 

Wer ein Start-Up gegründet hat und hofft, dass ein großes Unternehmen dieses aufkauft, sollte diesen Acqui Hire schon früh vorbereiten. Große Unternehmen legen nicht nur an sich selbst strenge Due Diligence-Anforderungen, sondern auch an Unternehmen, die für sie interessant sind. Bei einem Start-Up sind jedoch die Strukturen nicht mit denen eines großen Konzerns vergleichbar. Das gilt für das Controlling ebenso wie für Finance, Marketing oder Vertrieb. Führt ein Start-Up seine Bücher sauber und übersichtlich, kann das eindeutig von Vorteil sein.

 

Due Diligence kurz und knapp:

 

Bei einer Due Diligence-Prüfung analysiert ein künftiger Käufer die finanziellen, wirtschaftlichen, rechtlichen und steuerlichen Verhältnisse des Unternehmens.

 

Erst die Bücher und Verträge, dann die Mitarbeiter

 

Auch wenn das große Unternehmen in erster Linie an den Mitarbeitern interessiert ist, sollte man zunächst die Unterlagen prüfen. Will das Start-Up sicher gehen, dass die Übernahme tatsächlich vonstatten geht, sollte es einen stufenweisen Due Diligence-Prozess ermöglichen.

 

Der künftige Käufer bekommt schrittweise immer sensiblere Informationen, bis man zum Schluss der Zugang zu den entsprechenden Mitarbeitern gewährt. Wurden beispielsweise Rechte abgetreten, kann das für das kaufende Unternehmen teuer werden – falls es Wert auf diese legt.

 

Den Esprit erhalten

 

In einem Start-Up herrscht ein anderes Klima als in einem etablierten und großen Unternehmen. Soll der frische Wind, den die Mitarbeiter nach einem Acqui Hire mitbringen weiter wehen, ist es notwendig, so früh wie möglich über die praktische Umsetzung zu kommunizieren. Manchmal mag es sinnvoll sein, eine neue Abteilung zu gründen, in der dieser Esprit erhalten bleiben kann.

 

Profitieren die Mitarbeiter des Start-Ups von der Übernahme auch finanziell mittels Bonuszahlungen, kann das Unternehmen damit eine ausreichende Motivation erzeugen. Übrigens sind solche Bonuszahlungen für den Empfänger oft steuerfrei – und schlagen nicht auf dem eigentlichen Kaufpreis auf. Damit sich der Kauf tatsächlich lohnt, sollte man die Mitarbeiter vertraglich für eine Zeit an das neue Unternehmen binden.

 

Fazit: Ohne sorgfältige Vorbereitung läuft nichts

 

Auch wenn per Acqui Hire bereits einige erfolgreiche Start-Ups in große Unternehmen eingegliedert wurden, ist diese Art der Übernahme noch nicht so erprobt, wie es von konservativen Anlegern gefordert würde. Dabei zeigen Beispiele, dass sich mit einem Firmenkauf der Mangel an Fachkräften in innovativen Bereichen elegant lösen lassen kann.

 

Gerade für große Unternehmen mit oft starren Strukturen bietet das Acqui Hire die Möglichkeit, neue Innovationen mit neuen Mitarbeitern zu generieren und somit im Wettbewerb die Nase vorne zu haben. Was amerikanische Unternehmen bereits erfolgreich praktizieren – beispielsweise die oben erwähnten: Yahoo, Facebook und Google, lässt sich auch in Deutschland umsetzen. Das zeigen beispielsweise die Samwer-Brüder mit ihrem Unternehmen Rocket Internet.

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